Seine bekannten Filme heissen «November», «Tausend Ozeane» und «Unser Kind». Letztere Produktion lief Anfangs November am Sonntagabend zur besten Sendezeit auf Schweizer Fernsehen SRF1. Doch in seiner Heimatregion sorgt der Thuner Regisseur Luki Frieden derzeit mit einem ganz anderen Projekt für Furore: Er hat es mit seinem Verein «Härzbluet für üse FC Thun» innert weniger Wochen fertig gebracht, über 90 000 Franken Spendengelder für den Fussballklub zu sammeln.
Geht das überhaupt, gleichzeitig ein Flair für Fussball und Filmkunst zu haben? «Ich habe mir die Entweder-oder-Frage gar nie gestellt. Es ist ein Klischee, dass Kulturschaffende sich nicht für Sport interessieren. Die Hälfte der Ärzte ist fussballbegeistert, die andere Hälfte interessiert sich keine Spur dafür. Das ist bei Filmschaffenden nicht anders», erklärt Frieden gegenüber dem Klein Report.
Er selber lebt seine Fussballemotionen intensiv aus und besucht seit 15 Jahren jedes Heimspiel. Zudem hat er seinen Lieblingsverein im wahrsten Sinne des Wortes mitgestaltet. Als Mitinhaber der Werbeagentur Nordland war er 2011 für die Neugestaltung des Vereinslogos verantwortlich. Seither fühlt er sich noch stärker mit jenem Verein verbunden, der im Herbst in so grosse Finanznöte geraten ist, dass sich Frieden kurzerhand zur Gründung des Vereins «Härzbluet für üse FC Thun» entschlossen hat.
Der Grossteil der Spenden kommt online zusammen, der Verein hat eine eigene Homepage sowie einen Facebookauftritt. «Wir sind aber überrascht worden, wie viele Thunerinnen und Thuner ihr Geld immer noch per Einzahlungsschein spenden wollen. Zwischenzeitlich sind uns sogar die Einzahlungsscheine ausgegangen», erklärt Luki Frieden. Wobei die Bezeichnung «Thuner» im Zusammenhang mit der Spendenaktion ein dehnbarer Begriff ist. «Aus der ganzen Schweiz sind Spenden bei uns eingegangen, auch von Fans verschiedener anderer Fussballvereine. Und selbst aus den USA, Bali oder den Galapagos-Inseln haben wir Geldbeiträge erhalten», verrät Frieden dem Klein Report.
Der übliche Spendenbeitrag beläuft sich auf 50 Franken. Doch auch so kommt viel Geld zusammen. «Als wir am letzten Weihnachtsmarkt in Thun einen Stand hatten, haben wir innert vier Stunden 10 000 Franken für den FC Thun eingenommen», erklärt er. Alle Generationen stellten dabei ihre Fussballverbundenheit unter Beweis: «Uns hat unter anderem auch ein älteres Ehepaar gespendet: Er ist 93 Jahre alt, sie ist 95 Jahre alt. Beide gaben sie uns 50 Franken», so Frieden.
Über 90 000 Franken Spendengelder sind der eine Erfolg des Vereins «Härzbluet für üse FC Thun». Der andere Erfolg ist die Tatsache, dass sich 1060 Personen zu einer Vereinsmitgliedschaft entschlossen haben. «Unser Ziel ist es, dass sich 5000 Personen dem Verein anschliessen und jedes Jahr 50 Franken einzahlen. Dann könnten wir jede Saison eine Viertelmillion Franken dem FC Thun übergeben, was angesichts der ständigen Unterfinanzierung des Schweizer Klubfussballs ein Erfolg wäre», sagt Luki Frieden dem Klein Report.
In seinem Sammeleifer gönnt er sich nicht einmal in der Altjahrswoche eine Pause. Am Samstag 27. Dezember lädt sein Verein zu einem Benefizkonzert mit dem Thuner Musiker Roberto Brigante ins Hotel Freienhof. Die Eintrittskollekte und der CD-Verkauf sollen weiteres wichtiges Geld für den FC Thun einbringen.
Luki Friedens Fussballleidenschaft kennt nur eine Grenze: Einen Fussballfilm möchte er nicht drehen, sondern Film- und Fussballwelt getrennt halten. «In meinem nächsten Film, einem Familiendrama mit dem Arbeitstitel `Die Schlange` kommt garantiert kein einziger Ball vor. Versprochen. Derzeit arbeite ich am Drehbuch, der Drehstart ist für 2016 vorgesehen», verrät er. Allerdings: Auch sein letzter Film «Unser Kind» sollte eigentlich eine fussballfreie Zone sein. Dann hat er sich allerdings während dem Dreh kurzfristig entschlossen, den Schauplatz einer Szene zu verlegen - ins Stadion des FC Thun.