Der grosse Saal im KKL Luzern war nicht einmal voll besetzt - es gab grosse Lücken im Zuschauerraum - als Moderatorin Susanne Kunz den Preisreigen am Samstagabend eröffnete - und prompt gestört wurde. Ein gewisses Sennentuntschi machte sich breit, als Autor Hansjörg Schneider eine Passage aus seinem Bühnenstück vorlas. Eine Anspielung auch an die Zangengeburt des gleichnamigen Kinofilms, der nun doch noch endfinanziert und fertiggestellt werden soll.
Das blieb der einzig heitere, leicht ironische Moment in der zähflüssigen Veranstaltung, von SF 2 übertragen. Die Dramaturgie war so aufregend wie ein Wetterbericht, fand Rolf Beiner, Filmexperte des Klein Reports. Daran änderten auch die Brieföffner, welche die Preise vortrugen, wie Designer H. R. Giger, Filmerin Ursula Meier («Home»), Theatermann Christoph Marthaler oder Sängerin Sophie Hunger nichts.
Nur Dimitri brachte etwas Witz in die bemühende Gala und empfahl sich für einen Kinoauftritt. Moderatorin Susanne Kunz, eingepackt wie ein violettes Praliné, funktionierte als Mikrofonhalterin und Platzanweiserin («Sie können sich setzen».) und verhaspelte sich bei der Ankündigung des «obersten Schweizer Filmförderers», Bundesrat und Kulturminister Didier Burkhalter.
Die Emotionen wurden etwas geschürt, als Schauspieler Jean-Luc Bideau, Vater des bekannt umstrittenen Filmchefs Nicoals Bideau, Regisseur Claude Goretta («L`invitation») auf die Bühne schob. Ihm wurde ein Ehrenpreis zuteil. Der welsche Filmemacher hatte eine Rückenoperation infolge eines Unfalls im Tram über sich ergehen lassen müssen. Er sieht übrigens keinen Unterschied zwischen Fernseh- und Kinofilm: «Es gibt keinen Unterschied. Alles, was auf der Leinwand läuft, ist Kino. Aber auch am Fernsehen gibt es wunderbare Sachen.»
Die Laudation Bideaus wurde zur Liebeserklärung an Goretta, einer der grossen innovativen Filmemacher der Schweiz. Eine Standing Ovations im KKL Luzern war ihm sicher. Und Goretta: «Ich bin sehr bewegt, diesen Preis in der Deutschschweiz zu erhalten. Denn einige meiner Filme überwinden den Röschtigraben - das beweist sich hier einmal mehr!»
Die Preis-Gala wurde musikalisch untermalt und begleitet vom Vienna Art Orchestra unter Leitung von Matthias Rüegg, dessen extravagante Schuhe der Moderatorin ein kleines Intermezzo wert waren. Goretta wurde übrigens mit dem Chanson «Adieu» verabschiedet - als wäre es für immer.
Sonntag
07.03.2010



