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Sonntag
08.08.2010

Ein ehemaliger Profifussballer war einer der Protagonisten des Dokumentarfilms «Das Schiff des Torjägers», der den Auftakt zur vielbeachteten Filmkritikerwoche am Filmfestival Locarno bildete. Im Jahr 2001 geriet Jonathan «Johnny» Akpoborie (VFL Wolfsburg) in die Schlagzeilen. Das Schiff, das er seiner Familie in Nigeria geschenkt hatte, war als Transporter für Kinder benutzt worden, die in fremde Nachbarländer verschifft wurden. Von Kindersklaven war die Rede. Der Stürmerstar, der von dieser Aktion nichts wusste, schien für die Bundesliga nicht mehr tragbar und tauchte unter. Die Schweizerin Heidi Specogna begann zusammen mit Christine Kretschmer zu recherchieren.

Doch erst 2007 fanden sie «ein Törchen, das sie sich offen hielten», erzählte die Regisseurin nach der Aufführung im Casino Locarno. Es hätte dann nochmals drei Jahre gedauert, bis sie das Vertrauen der Protagonisten, der verschifften Kinder und des Fussballers, gewonnen hätten. Erst ein Zürcher Freund hätte ihn überzeugt, bei diesem Film mitzumachen, meinte Akpoborie. «Ich konnte nach diesem Vorfall niemandem mehr trauen.»

Auf die Frage des Klein Report nach seinen Gefühlen, antwortete der Afrikaner: «Ich war sehr bewegt. Die Bilder weckten Erinnerungen.» Nun will er auch wieder Kontakt zu seinem Bruder, seiner Familie in Nigeria aufnehmen. Es scheint, als beginne die Verarbeitung des damaligen Geschehens beim Fussballer erst jetzt, als dieser selber junge Talenten sucht und anbietet. Ein kleine Szene am Filmschluss zeugt von seiner Tätigkeit heute: Er besuchte Murat Yakin und GC, um Fussballtalente anzubieten.

Heidi Specogna verriet dem Klein-Report, dass sie ihren Film in afrikanischen Dörfern zeigen werde. In Deutschland wird «Das Schiff des Torjägers» in die Kinos kommen. Koproduzent Rolf Schmid (Fama Film AG, Zürich) sieht noch kein Schweizer Kinoland. «Es wird schwer, den Film ins Kino zu bringen. Filmcoopi hat abgesagt. Look Now! hat sich nicht gemeldet.» Der bewegende Dokumentarfilm schärft den Blick auf die Thematik der Kinderarbeit und auch auf die Ware Mensch. Ihre Filmarbeit verstehe sie nicht als investigativen Journalismus, sondern als Fragestellung: «Wo setzen wir unsere Grenzen? Welchen Standpunkt nehmen ein?»