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Sonntag
03.01.2010

Insgesamt sorgten Schweizer Kinofilme im letzten Jahr für keine grossen Sprünge, auch wenn Reto Cafis Kurzfilm «Auf der Strecke» für den Oscar nominiert wurde. Häufiger waren sie für negative Schlagzeilen gut. Das betraf etwa Michael Steiners Wackelprojekt «Sennentuntschi» - ein Dauerthema und eine Schwerstgeburt, die immer noch nicht ausgestanden ist. Das galt aber auch für Flops wie das Schauermärchen «Räuberinnen» oder das quere Kunstprodukt «Pepperminta».

Nach Einschätzung des Klein-Report-Filmexperten Rolf Breiner sind die sieben besten Schweizer Filme 2009 folgende, sozusagen die Sieben Aufrechten 2009:

1. «Home»: Eine Familienkrise auf den Punkt und die Umwelt (Autobahn) ins Spiel gebracht. Ursula Meier landete einen Festivalvolltreffer (in der Westschweiz 2008 gestartet).
2. «No More Smoke Signals»: Bereits im November 2008 in der Romandie lanciert, aber erst 2009 in der Deutschschweiz gelandet. Der Dokumentarfilm der Baslerin Fanny Bräuning über eine Radiostation, Lakota-Sioux und mehr wurde mit viel Herzblut gedreht.
3. «The Sound of Insects»: Ein Lebensverweigerer, seine Aufzeichnungen und der Wald - aus diesem Stoff hat Peter Liechti einen irritierend fesselnden Dokumentarfilm gestaltet.
4. «Giulias Verschwinden»: Christoph Schaub gelingt es - nach einer Vorlage von Martin Suter -, eine universelle Geschichte mit brillanter Besetzung umzusetzen. Sein Bilderwerk hat - wie wenige Schweizer Spielfilme - internationales Niveau.
5. «Verso»: Ein verstörender Grossstadt-Thriller. Regisseur Xavier Ruiz erzählt die düstere Geschichte eines Drogenfahnders in Genf und ein bisschen mehr.
6.«Tandoori Love»: Vor einem Jahr in der Deutschschweiz gestartet, fand die Bollywood-Parodie mit Berner Touch wenig Gegenliebe. Gleichwohl macht Oliver Paulus` Alpen-Kitsch-Romanze mehr Spass als mancher derber Klamauk. Die Unterschätzung des Jahres.
7. «Pianomania»: Die deutsch-österreichische Produktion (2009) von Lilian Franck und Robert Cibis feierte in Locarno Premiere und war vereinzelt in Kinos zu sehen, soll aber erst Ende Februar in der Deutschschweiz lanciert werden. Der Dokumentarfilm beschreibt akribisch die Arbeit und Leidenschaft eines Klavierstimmers. Ein Handwerk wird hörbar.