Dem Promi-Anlass «Diner républicain» von Ringier-Guru Frank A. Meyer am letzten Wochenende, inklusive Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, hatte Produzentin Ruth Waldburger letzten Freitag ein «Diner politique» entgegengehalten, zu dem sie National- und Ständeräte wie Felix Gutzwiler oder Claude Janiak geladen hatte. Doch mindestens so wichtig, wenn nicht wichtiger, ist ihr wohl das jüngste Werk aus ihrer Vega-Produktion, «La petite chambre», im internationalen Wettbewerb von Locarno. Ein Bericht unseres Festivalkorrespondenten Rolf Breiner.
Die beiden Regisseurinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond erzählen von dem alten störrischen Mann Edmond (Michel Bouquet) und der Krankenschwester Rose (Florence Loiret Caille), die sich des einsamen Alten annimmt. Die junge Frau und ihr Mann leiden schmerzlich am Verlust ihres tot geborenen Kindes. Das im besten Sinn intime, herzerwärmende Beziehungsdrama erntete grossen warmen Applaus beim Publikum und ist einer der Favoriten auf einen Leoparden. Dieser Schweizer Film überzeugt bis zum letzten Augenaufschlag und hat Kinoqualitäten. Beide Schauspieler, Caille und Bouquet, hätten einen Leoparden verdient. Das trifft auch auf Agnieszka Grochowska zu, die eine polnische Mutter spielt, die samt ihrem Baby im Zweiten Weltkrieg von den Russen in die Ödnis Sibiriens verschleppt und in ein Arbeitslager gesteckt wird.
Das Drama «Beyond the Steppes» über selbstlose Mutterliebe und menschlicher Brutalität ist von karger, aber tiefer Emotionalität. Der Film der 33-jährigen Regisseurin Vanja d`Alcantara, die in Brüssel aufgewachsen ist und dort studiert hat, zählt zu den exzellenten Wettbewerbsbeiträgen in Locarno. Und wenn von starken Frauen und Filmen die Rede ist, sollte man auch die Schaupielerin Chiara Mastroianni nennen, Tochter von Catherine Deneuve und Marcello Mastroianni. Sie erhielt den Excellence Award und war zu Tränen gerührt, als sie den Preis auf der Piazza Grande entgegennehmen konnte.
Dienstag
10.08.2010




