Die Häufung von Filmen mit Aliens und Monstern kann auch als Ausdruck unserer Zeit, unserer Gesellschaft gedeutet werden - das Andersartige, Fremde wird als Bedrohung empfunden und schürt den Fremdenhass, den sich die SVP mit ihren Aktionen, Pamphleten und Parolen zu eigen macht. Der Schweizer Film «Vol spécial» von Fernand Melgar - der einzige Dokumentarfilm im Wettbewerb von Locarno - beschreibt den Alltag, die Situation und Ängste von Asylanten im Ausschaffungszentrum Frambois in Genf. Asylanten, teilweise bereits seit Jahren mit ihrer Familie in der Schweiz lebend und tätig, warten in einem humanen, moderaten Gefängnis auf den Ausweisungsbescheid, auf den Tag, an dem sie möglicherweise per Sonderflug in ihre Heimat gebracht werden - gegen ihren Willen.
Melgars Dokument ist sicher ein wichtiger, diskutabler Beitrag zur Asylpraxis der Schweizer Behörden. Leider ist er im Kern sehr einseitig und stellt nur die guten, unschuldigen Asylanten und ihre verständnisvollen Wärter und Verantwortlichen vor. Viele Fragen bleiben offen - etwa nach den Hintergründen der Asylanten und ihrer «sauberen Weste», der Entscheidungsfindung der Behörden, nach handfesten Widerständen und der Gegenwehr der Auszuschaffenden - beim Transport, beim Flug.
Vor allem verschweigt der Film die andere, die dunkle Seite kriminell gewordener Asylanten. Gleichwohl lässt einen das Schicksal der Menschen, die hier beschrieben werden, nicht kalt. Über ihnen schwebt das Damoklesschwert der Ausschaffung, der Trennung von Frau und Kindern, von der «Heimat» Schweiz, eben des «Vol spécial», dem Sonderflug, bei dem es schon zu tödlichen Zwischenfällen gekommen ist.