Eine lange Geschichte und Entwicklung: Bereits 2004 hatte der Filmexperte des Klein Reports, Rolf Breiner, Gelegenheit, einen sechsminütigen Teaser von «Der Böse Onkel» zu sehen. Der Nidwaldner Autor und Filmer Urs Odermatt trug das Thema schon lange mit sich rum, hatte ein Drehbuch verfasst, fand jedoch keine Partner zur Verfilmung.
Das Schweizer Fernsehen und Radio, für den er eine Hörspielfassung geschrieben hatte, lehnten letztlich ab. Immerhin wurde seine Theaterfassung in Reutlingen (De) erfolgreich aufgeführt. Nun hat er zusammen mit Produzentin Jasmin Morgan den Kinofilm nach rund 50 Drehtagen zwischen Juli und September 2009 und im Mai 2010 beendet.
Der Film wurde in zehn Wochen geschnitten, jetzt gehts an die musikalische Feinarbeit (Norbert J. «Enjott» Schneider). «Der böse Onkel» ist ein vielschichtiges, anspruchsvolles, radikal-subtiles Drama - nicht ohne komische Nebengeräusche, denkwürdige Ernsthaftigkeit, mit viel nackter Haut und aargauischem Lokalkolorit - über einen Sportlehrer, der an jungen Mädchen seine sexuelle Fantasie auslebt. Das innovative Bilderwerk, hautnah, suggestiv und raffiniert arrangiert-inszeniert, soll nach einem möglichen Festivalauftritt, vielleicht in Berlin 2011, im Frühjahr in die Kinos kommen.
Ausserordentlich an diesem aussergewöhnlichen Film ist auch der Produktionshintergrund. Für die laufenden Kosten hat die Produktion 42 000 Franken aufgewendet. Die Filmfinanzierung kam ohne übliche Kredite, Subventionen, Vorverkäufe und Koproduktionen aus. Morgan und Odermatt (Nordwest Film AG, Windisch), Cast, Crew und Dienstleister sind quasi Teilhaber, haben Honorar und Spesen zurückgestellt und einer Erlösbeteiligung zugestimmt. Das wiederum machte den Filmautor Odermatt hundertprozentig unabhängig (die Produzentin ist seine Lebenspartnerin). «Ich war noch nie so selbstbestimmt wie bei diesem Film - von A bis Z», offenbarte er dem KleinReport. «Keiner redete mir rein, keiner übte Zwänge aus.»
Ohne diese absolute Unabhängigkeit wäre diese Radikalität des Films über Sexträume, sexuelle Reize und Belästigung kaum durchführbar gewesen. Die üblichen Verdächtigen (Fernsehen, Bund, Stiftungen, Wirtschaft) hätten kaum Gelder für «diese aargauisch-hessische Produktion» (Odermatt) gesprochen. Schauplätze waren übrigens Windisch, Brugg, Villigen, Mandach, die Reuss und die Aare.
Mittwoch
28.07.2010




