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Montag
27.06.2022

Medien / Publizistik

Beim Fifa-Museum beim Bahnhof Enge hätte einiges anders kommen sollen...          (Bild: Fifa)

Beim Fifa-Museum beim Bahnhof Enge hätte einiges anders kommen sollen... (Bild: Fifa)

Ein schon lange über die Verlängerung hinaus gespielter Match zwischen der «Handelszeitung» und Sepp Blatter ist vom Presserat beigelegt worden.

Es geht um das Fussballmuseum beim Bahnhof Enge in Zürich. Sepp Blatter als Ex-Fifa-Präsident hatte bei einem Artikel in der «Handelszeitung» im Oktober 2021 eine Verletzung der Journalistenpflichten in der Schweiz gesehen.

Der Titel eines Artikels von Stefan Barmettler lautete: «Blatters Multi-Millionen-Geschenk». Der Untertitel: «Wie das Fifa World Football Museum zum Finanzdesaster wurde und bisher 654 Millionen Franken verschlang.»

In der Folge verlangte Sepp Blatter den Abdruck einer Gegendarstellung und eine persönliche Entschuldigung. Die «Handelszeitung» lehnte eine Gegendarstellung grundsätzlich nicht ab, wohl aber die vorgelegte Gegendarstellung aus formalen Gründen.

Das war für Blatter keine Genugtuung und so wandte er sich an den Presserat.

In seiner Stellungnahme vom 20. Juni wies der Schweizer Presserat die Beschwerde Blatters nun ab. «Mit dem Artikel wurde der Pressekodex nicht verletzt.» Blatter behauptete, es seien zahlreiche Verstösse gegen journalistische Grundsätze begangen worden, «aber er konnte sie nicht belegen».

Beinahe amüsant zu lesen im endlosen Bericht des Presserates sind heute noch einmal die Details, die Stefan Barmettler für die «Handelszeitung» damals recherchiert hat.

Dem Klein Report ist bei der Stellungnahme des Presserates ins Auge gestochen, dass im Artikel über zwei Seiten berichtet worden sei, dass schon die Planung des Projekts grobfahrlässig erfolgt sei. Demnach soll dem Museum ein «Businessplan» zugrunde gelegen haben, der lediglich auf einem einzigen A4-Blatt festgehalten worden sei, «versehen mit vollkommen unrealistischen Zahlen», ergänzt durch verschiedene Bleistiftnotizen.

Die Umbaukosten der schliesslich gewählten Lokalität hätten am Ende nicht 140 Millionen Franken gekostet, sondern 176 Millionen, nicht zuletzt, weil die «Fifa-Granden» bis zum Schluss noch 104 Änderungswünsche angebracht hätten, von einer Sportbar bis zur «Beduftungsanlage».

Die ursprünglichen Annahmen in Bezug auf zu erwartende Besucherzahlen seien absehbar übertrieben gewesen, «ein Controlling, das den Namen verdiene», habe nicht stattgefunden. Statt wie geplant bis 2017 den Break-even-Punkt zu erreichen, schreibe man bisher Defizite von insgesamt 77 Millionen Franken.

Vertreter der Fifa in Baufragen sei Charles Botta gewesen, ein gelernter Maurer und Bauzeichner, Ehemann von Blatters Sekretärin. Für Fragen der elektronischen Ausstattung hätte ursprünglich eine Firma zuständig sein sollen, in welcher der Bruder dieser Sekretärin Mitinhaber war.

Laut dem Artikel habe Blatter das Museum unbedingt noch vor seiner erhofften Wiederwahl 2015 eröffnen wollen, um sich dort als «Gralshüter der Fifa» inszenieren zu können.

Der Rest ist nun Geschichte. Es kommt auch zu keinem Penaltyschiessen.