Die Fifa wendet sich gegen ihre Ehemaligen: Der unter neuer Präsidentschaft segelnde Weltfussballverband fordert von seinen Ex-Funktionären, die von der US-Staatsanwaltschaft der Veruntreuung verdächtigt werden, mehrere Dutzend Millionen US-Dollar zurück.
«Dieses Geld war für den Bau von Fussballplätzen bestimmt, und nicht für Villen und Swimmingpools, für die Anschaffung von Fussballausrüstung statt von Schmuck und Autos», schlug der Ende Februar in Zürich frisch gewählte Fifa-Präsident Gianni Infantino am Mittwoch den Ton an.
Die Gelder gehörten dem internationalen Fussball und seien für die Förderung des Fussballsports bestimmt. Die Fifa werde alles dafür unternehmen, das Geld zurückzubekommen, «egal wie lange es dauert», sagte Infantino weiter. Bisher haben die Justizbehörden der USA über 190 Millionen US-Dollar beschlagnahmt.
Vor den US-Justizbehörden sieht sich die Fifa als «geschädigte Institution». Die Rückforderung richtet sich an nicht weniger als 41 ehemalige Offizielle der Fifa und anderer Fussballverbände, darunter zum Beispiel das frühere Exekutivkomitee-Mitglied Chuck Blazer und die ehemaligen Vizepräsidenten Jack Warner und Jeffrey Webb. Bekanntester Abwesender auf der Liste ist Ex-Boss Joseph Blatter, er ist nicht in den USA angeklagt.
«Die verurteilten Personen missbrauchten ihre Vertrauensstellung bei der Fifa und anderen internationalen Fussballorganisationen und fügten der Fifa, ihren Mitgliedsverbänden und der Fussballgemeinschaft schwerwiegenden und anhaltenden Schaden zu», so der Fifa-Chef in einer Mitteilung.
Neben der Rückforderung verlangt die Fifa auch Ersatz für den Schaden, den die Ehemaligen «mit ihren Taten der Fifa-Marke, dem Ruf und den Geschäftsbeziehungen der Fifa zugefügt haben». Erstmals überhaupt hat die Fifa öffentlich angegeben, dass es bei der Vergabe der WM-Austragungsorte 1998 und 2010 im Exekutivkomitee zum Kauf von Wahlstimmen gekommen sei.