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Sonntag
19.06.2016

Medien / Publizistik

Fibo-Deutsch-Ringier-Pension-Klein-Report

Man höre und staune: Nach 56 Jahren bei Ringier verlässt Fibo Deutsch das Medienhaus im Zürcher Seefeld. In einem Interview mit dem «Domo», der Mitarbeiterzeitschrift Ringiers, gibt er die Gründe für seinen Rückzug an.

«Ich bin 76 Jahre alt. Aber ich bleibe bei Ringier. Ich arbeite nur mehr von zu Hause aus», erklärt Fibo Deutsch seinen Rückzug. Auf die (unsinnige) Frage, ob er ohne Ringier leben könne, gibt das journalistische Gewissen des Medienhauses zur Antwort: «Ich kann nicht ohne Medien leben. Ich bin ein News-Junkie. Ich würde nie in eine Redaktionssitzung gehen, ohne die vier wichtigsten Zeitungen gelesen zu haben. Es gibt Leute, die machen das nicht mehr - auch bei Ringier. Man muss doch wissen, was läuft.»

56 Jahre ist eine episch lange Zeit in der doch sehr schnelllebigen Zeit der Medien, wo Newsroom-Mitarbeiter auch bei Ringier sagen, sie würden sich nicht die einzelnen Namen der Kollegen mehr merken, weil viele vor dem Ende der Probezeit das Haus wieder verlassen.

Fibo Deutsch hat viele Chefredaktoren und Chefredaktorinnen kommen und gehen sehen. Er selbst war unter anderem Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» und der «Woche». Für Ringier machte er 20 Jahre Fernsehen. Heute berät er Ringier und ist Stiftungsrat des Paraplegiker-Zentrums in Nottwil.

Fibo Deutsch hat in seiner langen Zeit bei Ringier viele Geschichten lanciert und betreut. Auf die Frage, welche seine beste Geschichte war, gibt Deutsch zur Antwort. «Das war mein Thema Gesundheit. Vor allem all die Geschichten um Samuel Koch, der bei `Wetten, dass..?` verunglückte. Ich habe ihn zwei Jahre betreut und verschiedene Geschichten gemacht oder angeteigt. Ich gehe gerne in die Tiefe und Breite, mich fasziniert das, ein Thema gänzlich auszuloten.»

Auf die abschliessende Frage des internen Ringier-Mitarbeitermagazins, ob der Journalismus heute besser sei als zu seinen Zeiten, gab die graue Eminenz eine klare Antwort. «Nein. Man vermittelt heute Reize statt Inhalte, weil man sich Klicks erhofft. Das registriere ich und werde ich weiterhin kritisieren. Einfach von zu Hause aus.»