Die Deutschen sitzen mehr vor der Flimmerkiste - und die Schweizer Bevölkerung vermutlich auch, was aber mangels neuer Zahlen bisher im Bereich der Spekulation bleibt. Keine Spekulation ist indes, dass die durchschnittliche Sehdauer in Deutschland, die in den Jahren zuvor fast stagnierte, im Jahr 2002 von 192 auf 201 Minuten pro Kopf und pro Tag gestiegen ist. Experten hatten schon vor einigen Monaten erklärt, dass die Menschen sich auf Grund der Rezession und höherer Arbeitslosigkeit mehr zu Hause aufhielten. In den eigenen vier Wänden komme dem Fernsehen schon deswegen mehr Aufmerksamkeit zu, weil Videokassetten, DVDs oder Bücher grundsätzlich immer höhere Kosten verursachten. Auch der verhältnismässig schlechte Sommer habe zur höheren TV-Nutzung beigetragen.
Der Kölner Privatsender RTL blieb auch im Jahr 2002 in der Gunst des deutschen Fernsehpublikums an erster Stelle. Mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 14,6 Prozent musste der Marktführer zwar 0,2 Prozentpunkte abgeben, konnte seine Führung vor der ARD, die um 0,5 Prozent auf 14,2 Prozent zulegte, und dem ZDF, das sich von 13,0 auf 13,8 Prozent verbesserte, aber behaupten. Die dritten ARD-Programme verbuchten im Jahresdurchschnitt 13,1 Prozent Marktanteil (13,0 Prozent). Das ergab eine am Mittwoch veröffentlichte Auswertung der GfK-Fernsehforschung in Nürnberg.
Hinter den dritten ARD-Programmen folgt der Berliner Privatsender SAT.1 mit 9,9 Prozent (nach 10,1 Prozent 2001) vor ProSieben mit 7,1 Prozent (8,0 Prozent), Kabel 1 mit 4,5 (5,0 Prozent), RTL II mit 3,9 (4,0 Prozent), Vox mit 3,3 Prozent (3,1 Prozent) und Super RTL mit 2,4 (2,8 Prozent). In der Zielgruppe der 14- bis 49- jährigen Zuschauer blieb RTL mit 17,6 Prozent (17,9 Prozent) vor ProSieben mit 12,0 Prozent (13,3 Prozent) und SAT.1 mit 11,1 Prozent (11,6 Prozent) die Nummer eins.
Diese Rangfolge hat sich laut dem deutschen Branchendienst Kress auch am Neujahrstag bestätigt: Skispringen und der Hollywood-Film «The Beach», haben das Publikum auf RTL begeistert. Leonardo di Caprio lockte 4,28 Millionen 14- bis 49-Jährige, die abstürzenden deutschen Adler immerhin 3,99 Millionen vor die Glotze. Auch die weiteren Plätze gehen mit «Life - Dumm gelaufen» und «Einsame Entscheidung» an die Kölner. Erfolgreichste Nicht-RTL-Sendung: Harrison Fords «Auf der Flucht» im Ersten. Und was ist mit den Prime-Time-Filmen von ProSieben und SAT.1? Die 847. Wiederholung von «Beverly Hills Cop» landete mit 2,09 Millionen 14- bis 49-Jährigen immerhin noch auf Platz 9. Und der gute, vielen aber wohl zu lange SAT.1-Film «Johanna von Orleans» kam nur auf einen schwachen Marktanteil von 6,6 Prozent in dieser Zielgruppe (1,02 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer).
Donnerstag
02.01.2003