«Wieso spielst du um Geld?»: Mit dieser Frage sensibilisieren alle Kantone und das Fürstentum Liechtenstein ab Donnerstag gemeinsam mit einer Internet-Kampagne für die Risiken des Geldspiels.
Diese erste nationale Präventionskampagne «ist dringend nötig, denn problematisches Online-Spielverhalten hat stark zugenommen», schreibt dazu die Agentur Feinheit. Diese hat die Kampagne entworfen und setzt sie jetzt um.
Zwischen 2018 und 2021 habe sich der Anteil der problematischen Spielerinnen und Spieler verdoppelt - von 2,3 auf 5,2 Prozent. Das zeigt die zweite eGames-Studie von Sucht Schweiz und GREA (Groupment romand d'études des addictions), die ebenfalls am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Negativ auf das Verhalten ausgewirkt hat sich einerseits die starke Zunahme des Online-Angebots im Zuge des neuen Geldspielgesetzes, andererseits die Coronapandemie.
Die Kampagne wird ab heute in den sozialen Medien (Instagram, TikTok, Facebook) sowie auf Online-Portalen verbreitet und richtet sich speziell an ein junges Publikum, denn am stärksten betroffen sind vor allem junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren.
Animierte Videos zeigen unterschiedliche Motivationen fürs Geldspiel (Kick, Entspannung oder Herausforderung) und werfen die Frage auf: «Wieso spielst du um Geld?» Ziel ist es, Online-Spielende zum Nachdenken anzuregen.
Herzstück der Kampagne ist die dreisprachige Website www.gambling-check.ch, auf der sich die Zielgruppe vertieft mit sechs Spielmotiven auseinandersetzen kann. Erst in einem zweiten Schritt wird sie auf die Risiken sowie auf die Hilfsangebote in der ganzen Schweiz hingewiesen.
Dass die Kampagne zunächst niederschwellig die Selbstreflexion anregt und nicht sofort auf konventionelle Präventionsbotschaften setzt, hat gute Gründe. Um zu verstehen, was in den Köpfen von Spielenden vor sich geht und wie sie sensibilisiert werden können, hat Feinheit mit dem Ansatz des Human Centered Design gearbeitet. Vor der Konzeption der Kampagne wurde eine Recherche mit Betroffenen durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass Personen, die unter Spielsucht leiden, ihr problematisches Verhalten nicht wahrnehmen wollen. Hingegen schildern sie gut und gerne ihre Motivation fürs Geldspiel. Deshalb setzt die erste nationale Kampagne zum Thema genau hier an.
Bei der Agentur Feinheit, wo der langjährige Kommunikations- und Strategieberater und heutige Nationalrat Jon Pult im August 2022 in den Verwaltungsrat wechselte, arbeiteten an der Kampagne Simon Hugi (Projektleitung & Beratung), Stephanie Auderset (Konzept & Content), Sophie Fauser (HCD-Recherche), Christian Perez (Design), Wesllen Gschwind (Animation), Kristina Roder (Web-Projektkoordination), York Schickl (Programmierung), Martin Schweizer (Online Marketing).