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Montag
11.11.2013

Marketing / PR

Farner-Themenpuls-Klein-Report

Themenpuls heisst die neue Plattform von Farner Consulting und Kuble, die den Nutzern im Internet eine Übersicht über die Themensetzung in den Medien vermitteln soll. Als «Themenhitparade für Medieninhalte» bezeichnen die Macher aus der PR-Branche ihren Dienst, der «Orientierung in der täglichen Nachrichtenflut» bieten und als « Recherche-Instrument» dienen soll.

«Themenpuls.ch verschafft einen schnellen Überblick über die interessantesten News & Themen in den Schweizer Medien», heisst es vollmundig. «Redaktionen und Medienproduzenten können zum ersten Mal direkt vergleichen, was ihre Geschichten & Inhalte im Vergleich zu den Mitbewerbern auslösen.»

Um diesen Überblick, die Vergleichbarkeit herzustellen, zählt Themenpuls die Tweets, die Kommentare und wie oft ein Artikel auf Facebook oder Google+ geteilt wurde, rechnet diese zusammen und erstellt ein Ranking. Einen Unterschied zwischen den verschiedenen Aktivitäten wird nicht gemacht.

Ein Manko zeigt sich beim Newsnet. So schaffte es beispielsweise der Artikel «1:12 ist der falsche Weg zur Gerechtigkeit» beim Start der Plattform gleich dreimal in die Top 20. Einmal als Artikel des «Tages-Anzeigers» und zwei weitere Male als Artikel vom «Bund» und der «Berner Zeitung».

Bei der Auswertung wird demnach die Plattform höher gewichtet als der Inhalt. Würde man tatsächlich darstellen wollen, welche Geschichten und Inhalte gut ankommen, müsste man die Wertung der drei Artikel zusammenrechnen - das Resultat sähe anders aus.

Das ist aber nicht der einzige Makel, den die Plattform aufweist. Auch Überblick oder Orientierung bietet der Dienst für vielleicht ein Dutzend Online-Blattmacher in der Schweiz, für alle andern bleibt er eine nutzlose Spielerei.

Die «Nachrichtenflut» wird zwar reduziert, mit Artikeln wie «Baby-Bilder aus dem Kinderzoo Rapperswil: Willkommen, Elefäntli!» oder «Fachleute warnen: Eltern ständig am Handy - Kinder werden depressiv» in den Top 10 lässt sich aber bestimmt keine Orientierung im Nachrichtenstrom finden.

Zudem hat die Seite einen weiteren gravierenden Makel. Die Art von Orientierung über die Aktivitäten auf Sozialen Medien, die die Seite bieten will, kann man auch bei den Sozialen Medien selbst haben. Bei Twitter hat man zudem nicht nur elf Kanäle als Auswahl, sondern kann sich den Nachrichtenfluss personalisiert zusammenstellen, indem man den gewünschten Leuten oder Organisationen folgt - und ihnen bei Überdruss wieder «entfolgt». Das dürfte auch den Machern von Themenpuls nicht entgangen sein.

Oder man liest eine Zeitung, wenn man Orientierung will. Damit kann man Nachrichten wie «Baby-Bilder aus dem Kinderzoo Rapperswil: Willkommen, Elefäntli!» entgehen, wenn man sich auf Wichtiges konzentrieren will. Und dann noch: Als Recherche-Instrument greift man auch weiterhin lieber auf eine Suchmaschine zurück.

Das Einzige, was an zweifelhaftem Nutzen übrig bleibt, ist das Ranking. Die Quantifizierung von Information in geteilte Inhalte, Tweets und Kommentare. Es ist ein weiterer Aggregator im Netz, der die Vielfalt der Inhalte zu kanalisieren versucht.

Interessant bezüglich des Nutzens des Dienstes wird der Pressetext von Farner und der Agentur Kuble, die auf Soziale Medien spezialisiert ist, erst in einem der unteren Abschnitte. «Unternehmen, Marken oder Organisationen können dank der Plattform verstehen lernen, wie man Inhalte erarbeitet, die von Lesern als so relevant erachtet werden, dass sie diese kommentieren oder verbreiten», heisst es da.

Ist das nun ein Aufruf an die Unternehmen, Marken oder Organisationen, den Medien bei der Arbeit zuzuschauen und abzugucken? Wohl kaum. Viel wahrscheinlicher soll es eine Hilfestellung sein, wie man - wie der Kinderzoo Rapperswil - mit einer eigenen PR-Meldung in die Top 10, sprich: in die Medien, kommt.

Und für Farner und Kuble geht es vielleicht noch darum, eine neue Marketingwährung zu schaffen, mit sich selbst als Währungshüter. Hoffen wir, es bleibt bei einer Spielerei - die Chancen dafür stehen zum Glück gut.