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Dienstag
12.08.2014

Medien / Publizistik

Das Telefonbuch und Branchenverzeichnis «Beoblitz» aus der Region Thun erscheint nicht mehr. Das Anfang Juli eröffnete Konkursverfahren um die Herausgeberin Beoblitz GmbH wurde mangels Aktiven bei juristischen Personen vom Konkursamt Oberland eingestellt. Dem Konkurs voraus ging ein langwieriger Streit zwischen der Verlegerfamilie Künzle und zwei ehemaligen Mitarbeitern.

«Der Konkurs kam aufgrund von Rufschädigung durch zwei ehemalige Mitarbeiter, den Brüdern Bichsel, zustande», sagte dazu «Beoblitz»-Geschäftsführerin Angela Künzle. «Die beiden Brüder haben, nachdem sie gar nicht mehr bei uns arbeiteten, im Namen von `Beoblitz` Rechnungen an unsere Kunden verschickt, ihnen Briefe geschrieben, in denen sie behaupteten, `Beoblitz` stehe kurz vor dem Konkurs, und sie haben in den sozialen Medien negative Kommentare über uns hinterlassen. Dadurch sind uns natürlich sehr viele Werbekunden abgesprungen.»

Dem widerspricht Mark Bichsel: «Ich habe nie Briefe an die Kunden verschickt. Im Gegenteil hat unser damaliger Geschäftspartner Jürg Künzle den Kunden Schreiben versendet, in denen er mich schlechtgemacht hat. Ausserdem bin ich und meine Familie von ihm bedroht worden. Dabei haben ich, mein Bruder und mein Schwager die Firma bereits vor dem Eintritt Künzles aufgebaut. Wir haben 1500 Kunden akquiriert, das Konzept und das Layout entworfen.»

In der Tat sind in diversen sozialen Medien wie Youtube oder Google+ Einträge von Mark Bichsels Bruder, Daniel Bichsel, zu finden. Beispielsweise warnt er in einem Video vom Juni 2012 vor dem drohenden Konkurs der Beoblitz GmbH.

In der Sache «Beoblitz» steht Aussage gegen Aussage. Pikant ist, dass einer der Brüder Bichsel und die Schwester von Angela Künzle ein gemeinsames Kind haben. Das ganze Durcheinander ist also auch ein Familienstreit.

Er habe die Firma zusammen mit seinem Bruder und Angela Künzles Vater Jürg Künzle gegründet, schildert Bichsel dem Klein Report seine Version der Firmengeschichte. «Künzle fädelte es so ein, dass er immer mehr Macht über die Firma hatte. Es war auch seine Idee, diese in eine GmbH umzuwandeln. Mein Bruder, mein Schwager und ich wurden dann Anfang 2011 entlassen.» Künzle habe darauf auch der örtlichen Druckerei Schlaefli & Maurer, welche «Beoblitz» seit der Gründung unterstützt habe, den Auftrag entzogen und bei einer anderen Druckerei drucken lassen.

Es habe Probleme mit einem der Mitarbeiter gegeben, dieser sei nicht mehr zur Arbeit erschienen und habe deshalb die Kündigung erhalten, so die Sicht von Angela Künzle. Er und sein Bruder seien deswegen vor Gericht gezogen, hätten angefangen, die Beoblitz GmbH öffentlich zu verleumden und in deren Namen Rechnungen zu verschicken.

Mark Bichsel ist mit Künzles Version der Ereignisse nicht einverstanden: «Ich bin keineswegs nicht zur Arbeit erschienen», widerspricht er. «Ich habe 48 bis 80 Stunden pro Woche gearbeitet. Es war so, dass Künzle mich aus der Firma haben wollte, damit er meinen Viertel des Gewinns an sich reissen kann.»

Sein Bruder Daniel Bichsel bestätigte, im Namen von «Beoblitz» Rechnungen verschickt zu haben. Dies sei im Juni 2011 geschehen. Mark Bichsel betont, er habe mit der Sache nichts mehr zu tun gehabt. Sein Bruder habe hierfür mit der Druckerei Schlaefli & Maurer zusammengearbeitet.

«Wir waren der festen Überzeugung, die Namensrechte zu besitzen. Wir verschickten daher Rechnungen für die nächste Ausgabe an die Werbekunden. Das Geld für diese Rechnungen haben wir den Kunden aber vollständig zurückerstattet», so Daniel Bichsel.

Über die Namensrechte hätten sich die Brüder Bichsel mit der Familie Künzle schliesslich in einem Vergleich geeinigt. Der Name «Beoblitz» wurde den Künzles überlassen, so Bichsel. Jürg Künzle gab im April 2014 schliesslich die Leitung der GmbH an seine Tochter Angela weiter.

Diese bedauert den Konkurs, von dem neben ihrer eigenen auch die Stelle ihrer Schwester betroffen ist. «Wir haben versucht, Kosten zu sparen, indem wir nur noch eine Ausgabe statt drei Regionalausgaben vom `Beoblitz` produziert haben. Ausserdem sind wir in ein günstigeres Büro gezogen und haben versucht, Sponsoren zu finden. Diese hätten aber so viel investieren müssen, dass es unmöglich war. Als dann die Post und die Druckerei eine Vorauszahlung wollten, ging es nicht mehr und wir mussten Konkurs anmelden.»