Sie heissen Peter (der Vater; Unternehmensberater, Maler, Kolumnenschreiber), Constantin (der ältere Sohn; Journalist und Kolumnenschreiber) und Alexander Seibt (der jüngere Sohn; Schauspieler, Drehbuchautor, Maler und Kolumnenschreiber) und Bescheidenheit ist ihre Sache nicht, denn sie wissen, dass sie etwas können. Jetzt haben sie die berufliche Gemeinsamkeit, das Kolumnenschreiben, ins Buch «Familienbande» gepackt, das eine kleine Auswahl, drei Dutzend von über 2000 ihrer Kolumnen, enthält. Verleger und Stämpfli-CEO Manfred Hiefner stellte die drei und ihr Buch diese Woche im bis auf den letzten Platz besetzten Kaufleuten-Festsaal vor, der frühere «Tages-Anzeiger»-Chefredaktor Peter Hartmeier moderierte die Buchpremiere.
«Wir drei sind schöpferische Menschen», erklärte Vater Peter Seibt die berufliche Umtriebigkeit seiner Familie. Seine Managementkolumnen, erschienen im elitären deutschen Wirtschaftsmagazin «brand eins», sind Briefe an die imaginäre Tochter Sophie («Weisheit heisst auf Griechisch Sophia»). Ein besonders schöner Brief trägt den Titel «Mussolini, Don Juan und du» und gibt kluge Ratschläge für die Unternehmensspitze wie «Scheitern wirst du, wenn du verführst, statt zu führen» oder «Führung ist vorn, nicht auf der Spitze der Pyramide».
Und wem möchte der erfahrene Managementberater heute, in der Schweiz, Führungsratschläge geben? «Der Mediengesellschaft, weil ich kaum eine Branche kenne, die ähnlich hilflos in ihre Zukunft blickt!»
Auch Alexander Seibt, hauptberuflich Ensemblemitglied am Zürcher Neumarkt-Theater, hat mit seinen Fussballkolumnen mehr als nur die Oberfläche gestreift. Sie wurden im Hinblick auf die WM 2010 geschrieben, und der Autor sieht im Fussball die mystische Komponente: «Ich habe zum Thema Fussball recherchiert und stiess auf Kriege und auf Mord.» Und auf Hitler und Stalin («Die Todeself»), auf Honduras und El Salvador («Der Fussballkrieg») sowie auf Albert Camus («Alles, was ich über Solidarität weiss, habe ich beim Fussball gelernt»).
Constantin Seibt schliesslich, der Erstgeborene, schreibt als Einziger hauptberuflich, früher bei der WOZ und bei «NZZ Folio», heute beim «Tages-Anzeiger». Seine gefälschten Kolumnen, erschienen 1997 und 1998 in «NZZ Folio», machten Schlagzeilen rund um den Erdball, er verfasste sie im Namen von Geistesgrössen wie Jules Vernes, Martin Luther, Franz Kafka und Platon.
Seine/Oscar Wildes «Rede zur Schweizer Tourismuswerbung» wurde vom Zürcher Uniprofessor Jürgen Oelker für bare Münze genommen und mit gescheiten Fussnoten interpretiert. Seine/Johann Wolfgang von Goethes «Aufzeichnungen über Marihuana» ebenso, die begannen einen veritablen Siegeszug um die Welt, schafften es zur Titelgeschichte im «Spiegel» und in den «SonntagsBlick» («Auch Goethe war ein Kiffer!»).
In der Familie sei schon immer klar gewesen, dass man etwas produzieren und dass man beeindrucken müsse, sagte Constantin Seibt, «im Zweifelsfall lieber originell als richtig». Diesem Grundsatz ist er nicht nur als Kolumnist treu geblieben, sondern auch als brillanter Porträtist, der, ähnlich wie einst Werner Wollenberger, um eines schönen Satzes willen auch einmal die Tatsachen vernachlässigt.