Der Fälscher ist zum Vorbild für einen weiteren Fälscher geworden: Mit nachgeahmter E-Mail-Adresse und falschem Journalistenausweis hat sich ein Mann als Claas Relotius ausgegeben. Der Fake-Relotius stellte sich - ganz wie das Original - verschiedenen Medien für erfundene Interviews zur Verfügung.
Per Mail meldete sich der Imitator und gab vor, auf eine Interview-Anfrage an die Adresse des «Spiegel»-Postfaches von Claas Relotius zu reagieren. Er könne sich inzwischen vorstellen, «zu allen Vorwürfen Stellung zu nehmen», schrieb der als «Claas Relotius» zeichnenden Autor.
Die Nachricht erreichte unter anderem den Sender Radio Eins des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Da wurde es brenzlig: Denn der Sender hatte zuvor tatsächlich einige Fragen an die Adresse des Ex-«Spiegel»-Redaktors geschickt.
Trotzdem habe die Redaktion an der Glaubwürdigkeit des Interview-Angebots gezweifelt, wie RBB und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am Montag in einem gemeinsamen Artikel schreiben. Das NDR-Medienmagazin «Zapp» wollte sich aufgrund der Zweifel vom Anwalt des echten Claas Relotius dessen Identität bestätigen lassen.
Doch der Advokat der Kanzlei Unverzagt, von Have aus Hamburg erklärte: «Es handelt sich offenbar um einen Dritten, der - aus welchen Gründen auch immer - unter der vorgeblichen Identität unseres Mandanten Interviews anbietet. Unser Mandant beabsichtigt derzeit keinerlei öffentliche Auftritte oder Interviews zu erteilen.»
Auch andere Medien seien vom Fake-Fake-Journalisten bereits kontaktiert worden, sagte der Anwalt von Claas Relotius. Bislang unklar ist, wer hinter dem Täuschungsversuch steckt und ob es sich allenfalls um eine Satire-Aktion handelt.