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Freitag
16.06.2023

Medien / Publizistik

Das Cover der Studie über die Beziehungen im Bereich Kommunikation zwischen Gemeinden und Lokalmedien...             (Bild: zVg)

Das Cover der Studie über die Beziehungen im Bereich Kommunikation zwischen Gemeinden und Lokalmedien... (Bild: zVg)

Früher gab es den lokalen Anzeiger. Und da war alles Wichtige für die lokale Bevölkerung zu lesen. Heute kommunizieren die Gemeinden über ihre eigene Webseite. Und die Lokalmedien versuchen sich mit Online-Angeboten im Markt zu halten.

Das ist kurz zusammengefasst das Resultat einer Studie der Fachhochschule Graubünden. Hintergrund ist ein Forschungsprojekt des nationalen Forschungsprogramms «Digitale Transformation» mit dem Ziel, Wissen über die Chancen, Risiken, Herausforderungen und Lösungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung im Schweizer Kontext zu generieren. Beteiligt an der Studie war auch die Freie Universität Berlin.

«Die digitale Transformation der Lokalkommunikation birgt das Risiko von Informationslücken, Nachrichtenwüsten und einem Rückgang des persönlichen Engagements im schweizerischen Milizsystem», teilt dazu die Fachhochschule in Chur als eine erste Erkenntnis mit.

Demnach befindet sich die Lokalkommunikation in einem Strukturwandel. Lokalzeitungen verknappen ihre Berichterstattung, da die Digitalisierung zum Rückgang der Werbegelder führt. Dies erschwert auch Gemeinden die Umsetzung ihres Informationsauftrags.

Journalistische Start-ups und Dienstleister für die Gemeindekommunikation versuchen, dieses Informationsvakuum auszufüllen.

Auf der anderen Seite: «Werbung ist nach wie vor die wichtigste Finanzierungsquelle für Lokalmedien, gefolgt von Nutzungsentgelten und finanziellen Entschädigungen für die Funktion als Amtsanzeiger durch die Gemeinden», heisst es alarmierend.

Was den Stil betrifft, bleiben Textbeiträge weiterhin die Grundlage der lokalen Berichterstattung, jedoch zeigt sich ein zunehmender Trend zur vermehrten Visualisierung in der Berichterstattung auch bei lokalen Medienanbietern, beispielsweise in Form von Video-Beiträgen und neuen visuellen Elementen.

Ergänzend zeigt sich, dass soziale Medienplattformen mit Fokus auf bildzentrierte oder gar Bewegtbild Inhalte wie Instagram, TikTok und YouTube stetig beliebter werden, wobei Facebook gemäss der Studie nach wie vor noch der verbreitetste Social-Media-Distributionskanal ist.

Hierin verdeutliche sich das Bestreben, jüngere Zielgruppen besser anzusprechen.

Als die grössten Herausforderungen für Lokalredaktionen werden die Refinanzierung von Medienangeboten und die Rekrutierung qualifizierter und lokal verwurzelter Mitarbeitenden angesehen. «Die Mehrheit der Lokalmedien ist der Meinung, dass sie auf Informationen der Gemeinden angewiesen sind. Die Gemeinden sind demnach ein wichtiger Lieferant für Inhalte der Lokalmedien.»

Die Befragung der Gemeinden unterstreicht, dass diese die strategische Bedeutung der Kommunikation erkannt haben: Mehr als 40 Prozent haben inzwischen ein spezifisches Kommunikationskonzept entwickelt. Entsprechend mussten die Aufwendungen erhöht werden. Das zentrale Kommunikationsinstrument ist die kommunale Webseite, gefolgt von der Gemeindezeitung. Gemeindeeigene Apps, Videobotschaften, Chatbots, Podcasts, aber auch digitale Partizipationsinstrumente werden dagegen selten benutzt – nicht zuletzt aus Ressourcengründen.

Die Schweizer Gemeinden und Lokalmedien wurden 2021 mit einer kleinen Nacherhebung 2022 befragt. Die «guten Rücklaufquoten» von 164 Lokalmedien (35 Prozent) sowie von 414 Gemeinden (19 Prozent) «lassen stabile Ergebnisse erwarten», schreiben die Forschenden.

Der Klein Report stellt trotzdem fest: Riesig muss das Interesse der Befragten an dieser Studie nicht gewesen sein bei prozentual derart wenig Rückmeldungen. Oder man war personell unterdotiert.