Die Titelgeschichte des englischen Politmagazins «The Spectator» hat sich mit der Zukunft von US-Präsident Joe Biden im Weissen Haus beschäftigt. «Sechs weitere Jahre», lautete der etwas besorgt klingende Titel zur Story in der Ausgabe vom 7. Januar.
Dazu prangte eine Karikatur auf dem Cover, in welcher ein etwas dümmlich wirkender Präsident offenbar nicht einmal mehr richtig zählen kann. Denn der 80-Jährige zeigt lediglich fünf Finger für die sechs Jahre.
In seiner Story geht der stellvertretende Chefredaktor Freddy Gray der Frage nach, wie amtsfähig der amtierende Staatschef eigentlich noch ist. Dazu fragt er, welche Zukunftsszenarien im Land der unbeschränkten Möglichkeiten möglich sind.
Das freche Cover ist jetzt bei Facebook der Zensur zum Opfer gefallen. Die Karikatur auf der Titelseite des bereits seit 1828 existierenden Mediums ist vom Moderatorenteam abgelehnt worden, als Herausgeber Fraser Nelson seine jüngste Ausgabe auf der Internetplattform bewerben wollte. Diesen Eingriff hat das Magazin auf Twitter publik gemacht.
In einer kürzlich erfolgten Umfrage gaben zwei Drittel der befragten Amerikaner an, dass sie ebenfalls besorgt um den Gesundheitszustand ihres Präsidenten seien. Für Nelson ist es also «ein berechtigtes Thema», mit dem sich sein «Spectator» beschäftigt.
Facebook begründet die Sperre mit den Regeln bei Meta. Doch Herausgeber Nelson glaubt an einen Algorithmus auf Facebook, der zugunsten Bidens programmiert worden sein könnte. Schliesslich wären in der Vergangenheit ähnlich satirische Karikaturen über Donald Trump oder Boris Johnson sehr wohl abgenickt worden. In einer schriftlichen Stellungnahme an Facebook argumentierte Nelsen, dass Trump «als bewaffneter Psychopath oder als Heugabel schwingender Idiot» abgebildet wurde.
Auf Twitter hat die Zensur eine heftige Kontroverse ausgelöst. Die meisten Kommentare unterstützen das politische Magazin.
«Being a good man does not mean one gets to live a life immune from criticism or caricature in a free society», schreibt einer (Ein guter Mann zu sein bedeutet nicht, dass man in einer freien Gesellschaft ein Leben führen kann, das immun gegen Kritik oder Karikatur ist). Eine andere Userin twitterte einen kreativen Lösungsvorschlag: «Make it two sets of two fingers and claim they are v-for-victory signs» (Machen Sie es zu zwei Sätzen von zwei Fingern und behaupten Sie, dass sie V für Siegeszeichen sind).
Die Werbung für das Magazin darf mit den vielen Kommentaren somit trotzdem als erfolgreich bezeichnet werden. Einfach auf anderen Kanälen.