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Mittwoch
26.04.2017

Medien / Publizistik

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Zoë Kravitz ist eine Vatertochter und als solche auch berühmt geworden. Mittlerweile blond, 28 Jahre alt und als Musikerin etabliert, gab sie Anfang April mehrere Interviews anlässlich der deutschen Pay-TV-Ausstrahlung zu «Big little lies». Medienexpertin Dr. Regula Stämpfli denkt für den Klein Report nach über Kravitz’ Statement: «Wir müssen eine zweite Persönlichkeit fürs Internet schaffen».

«Was fürchtest Du eigentlich am meisten punkto digitale Revolution?», fragte ich meinen 17-Jährigen. «Dass ich mich nicht mehr verändern kann, da alles ja schon im Netz steht», war seine Antwort. 

Ich war baff. Soviel Wissen um die Ausdehnung der Gegenwart ins Unendliche durch das Netz hätte ich einem so jungen Menschen nicht zugetraut. Zoë Kravitz, bekannt durch die typischen Frauenberufe des 21. Jahrhunderts wie Tochter, Designerin, Schauspielerin und Musikerin, äussert sich ein paar Tage darauf identisch: «Wir sind alle Versuchskaninchen in einem gewaltigen sozialen Experiment. Wir müssen eine zweite Persönlichkeit fürs Intetnet erschaffen. (...) ´Wer bin ich wirklich? Wie will ich von anderen gesehen werden?`»

Angesichts des Bezahlsystems von Google, Facebook und den sexistischen Einträgen bei Wikipedia ist es vor allem Frauen zu empfehlen, berufliches Fortkommen mittels Pseudonym voranzutreiben. Dies ist natürlich nur möglich, wenn die Frauen ihren Beruf nicht über ihren Körper, ihr Aussehen und ihr Alter definieren müssen, was indessen bei fast allen digitalen Frauenjobs der Fall ist. 

Angesichts der Macht von Google, Facebook und Wikipedia ist der Schutz der Privatperson vor Verleumdung nicht mehr gewährleistet – vor allem Frauen wissen dies. Ich kenne den Fall einer Wissenschaftlerin, die aufgrund ihres Wikipedia-Eintrags keine Stelle mehr gefunden hat. Ein Eintrag, der notabene von einem ihrer schärfsten beruflichen Mitstreiter verfasst wurde.

Kürzlich wurde Jonas Projer dafür gerügt, dass er den Wissenschaftler Dr. Daniele Ganser unfair behandelt habe. Hat der Moderator der «Arena» auch, aber im Vergleich zu dem, was Ganser mit einer einfachen Google-Suche an Verleumdungen alles über sich ergehen lassen muss, waren die Bemerkungen von Projer ein eigentlicher Klacks. 

Google, Facebook und Wikipedia sind riesige Informations- und Medienunternehmen, die vorgeben, keine zu sein. Es ist höchste Zeit, dass sich die Politik der presserechtlichen Verantwortung der grossen Datenkraken juristisch annimmt. Dafür braucht es keine neuen Gesetze, sondern lediglich den politischen Willen zur Implementation derselben – das juristische Know-how betreffend Medienfragen haben wir ja schon längst. 

Illustration: Fehl-, Falsch- und Verleumdungsmeldungen, hier ein Beispiel zur Google-Suche «Regula Stämpfli»: Neben einem verleumderischen Wikipedia-Artikel der Hinweis auf die renommierte, internationale Wissenschaftlerin, mit Angaben über ihren Ehemann – Roger Schawinski :-)