Der Schweizer Medienkonzern Ringier AG hat offenbar ein Betrugsfall eines ehemaligen Marketingleiters zu beklagen. Es handle sich um «einen der massivsten Fälle von Verstoss gegen Treu und Glauben», heisst es im «Tages-Anzeiger» (TA) vom Samstag. Ein ehemaliges Kadermitglied des Bereiches Marketing-Services habe mutmasslich über längere Zeit im Namen von Ringier Aufträge an eine Marktforschungsfirma vergeben. «Doch statt der vereinbarten Marktforschungsresultate und Beratungsdienste hat er die bezahlten Honorare vom Geschäftsführer der Marktforschungsfirma in bar zurückverlangt und in die eigene Tasche gesteckt», wird im «Tages-Anzeiger» weiter ausgebreitet.
Den Geschäftsführer der Marktforschungsfirma soll er dabei immer im Glauben gelassen haben, dass dies von seinen Vorgesetzten so abgesegnet sei. Man wolle damit bei Ringier eine inoffizielle Kasse äufnen. Edi Estermann, Leiter Unternehmenskommunikation von Ringier, bestätigt entsprechende Recherchen des «Tages-Anzeigers». «Ja, es ist in der Vergangenheit durch einen Mitarbeiter zu Unregelmässigkeiten gekommen. Es sind Dienstleistungen bezahlt worden, die nicht erbracht wurden», sagt Estermann. Nach den internen Abklärungen geht man bei Ringier von einem hohen sechsstelligen Betrag aus, der mutwillig zweckentfremdet worden ist. Estermann versichert derweil, dass der Ex-Mitarbeiter auf eigene Faust gehandelt habe. «So etwas wie schwarze oder inoffizielle Kassen haben wir bei Ringier nicht», sagt Estermann.
Die Rechnungsprüfer von Ringier bemerkten die Honorarzahlungen, für die keine oder allenfalls eine fingierte Gegenleistung erbracht worden war, laut Estermann erst Monate, nachdem die letzten Zahlungen von Ringier-Konten geflossen waren. Hans-Peter Hirt, bei der Zürcher Staatsanwaltschaft für den Fall zuständig, bestätigt, dass man Ermittlungen aufgenommen hat. «Es läuft eine Strafuntersuchung wegen Verdachts auf Vermögensdelikte», erklärte Hirt auf Anfrage des TA. Es sitze zurzeit jedoch niemand in Untersuchungshaft.
Der Geschäftsführer der Marktforschungsfirma wollte mit Hinweis auf die laufende Strafuntersuchung keinen Kommentar abgeben. Er merkte aber an, dass er die Vorgänge selbst bei Ringier gemeldet habe. Damit ist er auch Teil des Verfahrens. Der ehemalige Ringier-Kadermann, der nach wie vor auf Jobsuche ist, verwies an seinen Anwalt. Dieser nahm mit Verweis auf die laufende Strafuntersuchung ebenfalls keine Stellung.
Samstag
05.06.2010



