Einen Tag nach seinem Rücktritt hat der ehemalige BBC-Generaldirekor Greg Dyke scharfe Kritik an der Hutton-Kommission geübt. Es sei «bemerkenswert», wie sehr zugunsten der britischen Regierung und zulasten der BBC entschieden worden sei, sagte Dyke am Freitagmorgen in der BBC-Radiosendung «Today». Dem privaten Fernsehsender GMTV sagte er, die Führung des Senders sei entsetzt über den Bericht des Ermittlungsrichters Hutton gewesen: «Wir waren schockiert, wie schwarzweiss er war.»
Die BBC habe zwar gewusst, dass ihre Reporter bei der Berichterstattung Fehler gemacht hätten, «aber wir konnten es nicht glauben, dass die allein bei uns gelegen haben sollen». Er glaube, dass Hutton auch juristische Fehler unterlaufen seien. Dyke hatte bereits nach seinem Rücktritt am Donnerstagabend starke Zweifel an Huttons Ermittlungen und Kritik an der Entschuldigung der BBC geäussert. «Ich konnte nicht recht ausmachen, wofür sie sich entschuldigt haben», sagte er. Er selbst akzeptiere Huttons Untersuchungsergebnisse «nicht notwendigerweise». Dyke war am Donnerstag als zweites Mitglied der BBC-Führungsspitze zurückgetreten. Der Radiosender entschuldigte sich anschliessend «vorbehaltlos» für seine Berichterstattung.
Trotz des Hutton-Berichts hält die britische Bevölkerung die BBC für glaubwürdiger als die Regierung von Premierminister Tony Blair. Der «Daily Telegraph» veröffentlichte am Freitag eine Befragung, in der 67% angaben, sie glaubten, dass die BBC die Wahrheit sage. Nur 31% sagten das Gleiche von der Regierung. Siehe auch Kelly-Affäre: Köpferollen bei der BBC
Freitag
30.01.2004