Der Druck wurde zu gross. Obwohl Patricia Schlesinger einen Rücktritt als RBB-Intendantin am Samstag noch ausgeschlossen hat, war es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie doch geht.
Am Sonntagabend war es dann so weit: Nachdem sie bereits am Donnerstag ihren Rücktritt als ARD-Vorsitzende bekannt geben musste, legte Schlesinger nun auch noch ihr Amt als Intendantin des RBB mit sofortiger Wirkung nieder und trat als Chefin des Senders zurück.
Luxusdienstauto, falsche Abrechnungen, verdächtige Beraterverträge: Ende Juni veröffentlichte «Business Insider», das zum Verlagshaus Axel Springer gehört, die ersten Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Schlesinger. Diese hatte das Amt der Intendantin seit 2016 inne. Stetig kamen neue hinzu. Gemäss den Vorwürfen soll es um ein «System aus gegenseitigen Gefälligkeiten» zwischen Schlesinger und RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf gegangen sein, wie der Klein Report bereits berichtete.
Schlesingers Rücktritt erfolgte 24 Stunden vor der anberaumten Sondersitzung des RBB-Rundfunkrats. Kurz vorher hatten der «Business Insider», «Berliner Zeitung» und «Bild» neue Details über die dienstlichen Dinner der Intendantin veröffentlicht.
Der Rücktritt Schlesingers wird in der Branche begrüsst. Frank Überall, der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), sagte am Montag: «Wir haben über das Wochenende erlebt, dass immer neue Vorwürfe kommen und das ist nach meinen Informationen auch noch nicht das Ende der Fahnenstange. Insofern war es jetzt der richtige Schritt, um Schaden vom RBB und auch seinen Mitarbeitenden – und auch insgesamt von der ARD und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk – abzuhalten.»
Die Leitung des RBB übernimmt ab sofort Hagen Brandstäter, der stellvertretende Intendant.