Content:

Dienstag
25.05.2021

TV / Radio

Eine 20-köpfige Fachjury und ein 100-köpfiges Zuschauerpanel haben den Song von Gjon’s Tears gemeinsam ausgewählt...                 (Bild: ESC)

Eine 20-köpfige Fachjury und ein 100-köpfiges Zuschauerpanel haben den Song von Gjon’s Tears gemeinsam ausgewählt... (Bild: ESC)

Einen Roman zu schreiben mit künstlicher Intelligenz KI ist heute genauso möglich, wie mit dem Computer einen Song zu schreiben. Nur die Resultate lassen noch einiges zu wünschen übrig. Weiter fortgeschritten ist die Technik hingegen beim Voraussagen eines Erfolges.

Filmdrehbücher werden bereits mittels einer Datenanalyse hinsichtlich ihrer Performance an der Kasse gescannt.

Bei der Musik war es der Streamingdienst Spotify, der den Sieger des Eurovision Song Contest ESC bereits im Vorfeld korrekt nennen konnte.

Am Samstag hat in Rotterdam das Finale stattgefunden. Schon am Donnerstag hat Spotify verraten, dass «Zitti E Buoni» mit der Gruppe Måneskin aus Italien den Wettbewerb gewinnen wird. Abgestützt hat Spotify sich dabei nicht auf ein Orakel, sondern auf den Geschmack seiner Kunden. «Zitti E Buoni» war bereits zwei Tage vor dem Sieg weltweit «das am häufigsten gestreamte Lied» aller Songs, die beim ESC dabei waren, wie der Dienst vermeldet.

Bei den nachfolgenden Plätzen waren die Weissagungen von Spotify dann nicht mehr so treffsicher. Den Song auf dem dritten Platz mit «Tout l’univers» von Gjon’s Tears für die Schweiz sah die Streaming-Analyse im Vorfeld nur auf Platz 8.

Hits aus dem Computer? Eine Gedankenspielerei, die aber immer realistischer wird.

Tatsächlich hat in der Schweiz eine 20-köpfige Fachjury und ein 100-köpfiges Zuschauerpanel den Song von Gjon’s Tears gemeinsam ausgewählt. Das Zuschauerpanel wurde so zusammengestellt, dass es «den Geschmack der ESC-Zuschauer und der Jurys am besten widerspiegelt», wie SRF im Vorfeld mitteilte. Mit diesem «Jury-Konzentrat» wurden dann verschiedene Modelle der Statistik ins Spiel gebracht, bis der Stil sowie die künstlerische Crew für den Schweizer Beitrag schliesslich erhoben werden konnten.

Dieses Auswahlverfahren wird auch immer wieder von anderen Ländern angewendet. 2018 konnte es Deutschland mit Michael Schulte auf den vierten Platz katapultieren.

Ob nach dem Schweizer Erfolg in Rotterdam das System auch im nächsten Jahr wieder zum Zug kommt, werde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden, hat SRF verlauten lassen.

Die Frage, ob Computer mit künstlicher Intelligenz die besseren Komponisten sind, hat auch die holländische Redaktorin Karen van Dijk untersuchen lassen. Kaum hatte Duncan Laurence den ESC 2019 in Tel Aviv gewonnen, stellte die Redaktorin der niederländischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaft ein Kollektiv aus Musikern und Programmierern zusammen. Diese sollten mithilfe von Datenanalysen die Formel für ein perfektes Siegerlied extrahieren.

Holland hat bekanntlich dieses Jahr nicht gewonnen. «Man kann mithilfe von KI zwar Melodiesequenzen oder musikalische Ideen entwickeln», weiss Karen van Dijk inzwischen. «Aber es braucht immer Menschen, um daraus ein richtiges Lied zu machen.» Und die müssten eine ganze Menge Vorarbeit leisten, bis der Computer die erste Melodie ausspuckt.

Aber noch bleiben ja fast zwölf Monate Zeit, bis der nächste Final voraussichtlich in Mailand oder Rom stattfindet. Oder wird es als Tribut an den Ursprung aller Gesangswettbewerbe vielleicht San Remo sein? Dort wurden bis jetzt unzählige Evergreens wie zum Beispiel «Volare» geboren, wie der Klein Report summt. Allerdings ausschliesslich «con tanto cuore» komponiert.