Überteuerte Firmenzukäufe, Milliarden-Lasten durch UMTS-Lizenzen und ein Einbruch der Aktienkurse - die Telekomkonzerne in Europa haben mit Problemen zu kämpfen. Eine (unvollständige) Übersicht:
o Die deutsche Telekom, an der der deutsche Staat 43% der Aktienanteile hält, hat Schulden im Umfang von 67 Milliarden Euro (rund 98 Milliarden Franken) angehäuft, Die einst mit Erfolg an der Börse platzierte T-Aktie stürzte im Wert von über 100 Euro auf fast 10 Euro ab. Telekom-Übergangschef Helmut Sihler (72), der Ron Sommer im Juli ablöste, will bis Ende 2003 die Schulden auf 50 Mrd. Euro drücken.
o Der französische Telekommunikationsgigant France Télécom weist derzeit einen Schuldenberg von etwa 70 Milliarden Euro aus. Der Staat hält einen Mehrheitsanteil von 55,7%. Bei der Börseneinführung 1997 wurde die FT-Aktie wie das Telekom-Papier als «Volksaktie» präsentiert. Seit Jahresbeginn hat die Aktie über drei Viertel an Wert verloren.
o Der niederländische Konzern KPN wechselte im vergangenen September bei einem Schuldenstand von 22 Milliarden Euro den Chef aus. An die Spitze des Unternehmens, an dem der Staat mit etwa 34 Prozent beteiligt ist, rückte Ad Scheepbouwer, als Nachfolger von Paul Smits. Die Schulden konnten auf 13,9 Milliarden Euro verringert werden.
o Die British Telecom halbierte im vergangenen Jahr den Schuldenberg auf 13,7 Milliarden Pfund (rund 32 Milliarden Franken). Unter anderem die Milliarden-Kosten einer deutschen UMTS-Lizenz hatten BT in die Krise gestürzt. Die Mobilfunksparte wurde ausgelagert und ging an die Börse. Der neue Konzernchef Ben Verwaayen steuert einen harten Sanierungskurs.
o Die spanische Telefónica, Europas viertgrösster Telekomkonzern, wies in seiner letzten Halbjahresbilanz im Juni konsolidierte Nettoschulden von 25,8 Milliarden Euro aus. Der Ex-Monopolist ist seit 1997 privatisiert. Der Staat verfügt über die «goldene Aktie», die es ihm erlaubt, bei Entscheidungen von strategischer Bedeutung ein Veto einzulegen. Der Kursverfall der Telefónica-Aktie lag im ersten Halbjahr 2002 bei rund 40 Prozent.
o Bei dem einst maroden Telefonriesen Telecom Italia fiel im vergangenen Jahr wegen hoher Abschreibungen ein Verlust von rund 2 Millirden Euro an. Bis 2004 sollen zwei Milliarden Euro eingespart, zugleich aber bis zu 3000 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Die Aktie verlor seit Jahresbeginn erheblich an Wert.
Freitag
13.09.2002