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Montag
31.10.2022

TV / Radio

Galina Timtchenko (l.) wurde Journalistin des Jahres. Darya Chultsova hat diesen Preis im Vorjahr gewonnen, war damals aber noch im Gefängnis…    (Bild: RBB)

Galina Timtchenko (l.) wurde Journalistin des Jahres. Darya Chultsova hat diesen Preis im Vorjahr gewonnen, war damals aber noch im Gefängnis… (Bild: RBB)

Unter dem Motto «Media that matter» wurden bei der Preisverleihung des Prix Europa am Freitagabend in Potsdam «die besten Europäischen TV, Radio und Digital-Media-Programme des Jahres 2022» gefeiert.

Höhepunkt der festlichen Gala war die Ernennung der Exil-Russin Galina Timtschenko zur Europäischen Journalistin des Jahres. Die Mitbegründerin, Geschäftsführerin und Herausgeberin des in Riga beheimateten unabhängigen Online-Mediums Meduza wurde mit Standing Ovations empfangen und richtete aufrüttelnde Worte an das versammelte Publikum: «Jeder Krieg beginnt damit, dass die unabhängige Presse mundtot gemacht wird und Einschnitte in die Redefreiheit gemacht werden. Die Meinungsfreiheit zählt immer zu den ersten Opfern im Vorfeld von kriegerischen Auseinandersetzungen. Wir müssen versuchen, das zu verhindern!»

Ihre Vorgängerin, die weissrussische Journalistin Darya Chultsova, nahm ihre Trophäe nachträglich in Empfang, da sie sich bis September infolge ihrer Berichterstattung über Proteste gegen den weissrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko in Gefangenschaft befunden hatte. Sie nutzte die Gelegenheit, um daran zu erinnern, dass ihre Kollegin Katsiaryna Andreyeva zu weiteren acht Jahren Arbeitslager verurteilt worden war.

Von den insgesamt 17 Auszeichnungen ging eine Trophäe für den besten Spielfilm an die ZDF-Produktion «Die Wannseekonferenz». Beste Fernsehserie wurde «Afterglow» aus Norwegen, die sich um das Leben nach einer Krebsdiagnose dreht.

Als bestes Fernsehprogramm über kulturelle Vielfalt wurde die Dokumentarserie «Belgium’s Stolen Children» ausgezeichnet. Hier suchen drei Menschen nach den Spuren ihrer eigenen Herkunft in Verbindung mit der belgischen Kolonialgeschichte.

Das französische «War Crimes: The Faces of the Executioners» bringt das Publikum direkt ins aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine und wurde damit die beste Fernsehinvestigation.

Der Preis für den «Besten Europäischen Dokumentarfilm» geht nach Schweden für eine hochkarätige schwedisch-finnische Zusammenarbeit mit Beteiligung von ZDF/Arte: «Der schönste Junge der Welt» erzählt das tragische Schicksal des von Luchino Visconti entdeckten Björn Andrésen in der Unterhaltungsindustrie.

In den ausgezeichneten Radioproduktionen haben vorwiegend Frauen das Wort: Als beste Radioinvestigation wurde «Ihre Angst spielt hier keine Rolle – Wie Familiengerichte den Gewaltschutz von Frauen aushebeln» prämiert. Das beste Hörspiel kommt aus Norwegen. «The Friend» dreht sich um die Frage, ob eine Frau Wahnvorstellungen hat oder ob die Wahrnehmungen der Menschen um sie herum verschoben sind.

Das belgische «The Buffalo Bitches» wurde zur besten Hörspielserie gekürt und hat selten dargestellte Protagonistinnen: zwei weibliche Hooligans. Auch das beste Radiofeature kommt aus Belgien: In «Pearl» berichten Frauen, die Opfer von Genitalverstümmelung geworden sind, von ihrem Schicksal und von ihrem Versuch, sich ihre Sexualität und die Lust daran wieder anzueignen.

Die zwei Prix-Europa-Trophäen für Digital Media gingen an das finnische Audio-Game «Sexy Pants and Other Problems», das die Userinnen und User mitnimmt in die LGBTQI+-Community in Helsinki, und an die portugiesische Multimedia-Produktion «For You, Portugal, I Swear!» über ehemalige Soldaten der portugiesischen Streitkräfte in Guinea-Bissau.

Der Prix Europa wird von derzeit 26 Mitgliedern europäischer öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten und weiterer europäischer Träger gestützt. Schirmherrin ist das Europäische Parlament. Der 1987 lancierte Preis versteht sich heute als «Schaukasten der europäischen Qualitätsmedien».