Es ist ein dubioser Fall. Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow sowie sein Buchhalter und zwei andere Mitarbeiter sind vergangene Woche in Moskau schuldig gesprochen worden, 129 Millionen Rubel, umgerechnet 1,6 Millionen Euro, an staatlichen Fördergeldern veruntreut zu haben.
Der auch im deutschsprachigen Raum bekannte Film- und Theatermacher bekam zwar statt sechs Jahre angedrohtes Gefängnis «nur» eine Bewährungsstrafe. Serebrennikow und sein Team müssen aber die angeblich veruntreute Summe zurückzahlen.
Auch wenn er das populäre Gogol-Theaterzentrum in Moskau leitet und damit zu einer Elite zählt, kann der Theatermann diese Summe nicht aufbringen. Aber: «Ich kann das Land nicht verlassen, bis ich dem Kulturministerium diese Menge Geld gezahlt habe, die ich definitiv nicht habe», erklärte Serebrennikow letzte Woche in einem Interview mit dem Hollywood Reporter. Russische Medien haben über die Aussage berichtet.
Serebrennikow hatte die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Deshalb haben sich jetzt zahlreiche Kulturschaffende unter anderem aus Deutschland, Österreich und Frankreich formiert, die dem Gebüssten Unterstützung anbieten wollen. Seine Kollegen im Westen wollen den Russen «freikaufen». Aufgerufen zur Sammelaktion hat zum Beispiel Viktor Schoner, der Intendant der Staatsoper Stuttgart.
Auch am Opernhaus Zürich hat Serebrennikow bereits im November 2018 «Cosi fan tutte» per Telefon inszenieren müssen, weil er schon damals unter Hausarrest stand. Ebenso einen russischen Filmpreis musste er im März 2019 im Hausarrest entgegennehmen.