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Mittwoch
04.05.2016

Medien / Publizistik

Gut 400 Medienschaffende waren ins Rathaus nach Wien gekommen, wo der European Newspaper Congress am Dienstag «Ausfahrten aus der Katastrophen-Blase der Medien» versprach.

Der deutsche Zeitungsdesigner Norbert Küpper, der zusammen mit dem Medienfachverlag Johann Oberauer die Tagung organisiert hatte, trug in seiner Rede eine Handvoll Trends zusammen, die zurzeit das «Äussere» der Zeitungen umgestalten. Webseiten passen sich den mobilen Geräten an, Bewegtbilder werden mehr und mehr eingesetzt und gleichzeitig gibt es auch auf mobilen Geräten einen Trend zu langen bis sehr langen Texten, so die nicht sehr überraschende Diagnose von Küpper.

Bei den Print-Produkten ist laut Küpper das von Skandinavien kommende visuelle Storytelling «auch in unseren Breiten angekommen», komplexe Geschichten werden in unterschiedliche Darstellungsformen zerlegt, Coverseiten tendieren zu noch grösseren Bildern mit noch weniger Text und Magazine werden zu Hochglanz-Produkten, so der Tagungsveranstalter und Zeitungsdesigner weiter.

Sebatian Turner, Herausgeber des «Berliner Tagesspiegels», hatte good news für die «Leitmedien»: «Die Werbewirtschaft kommt ohne Leitmedien nicht aus», sagte Turner. «In Deutschland zeigte sich, dass von hundert Personen, die auf Facebook einer Marke ein ‚Gefällt mir’ geben, nicht einmal eine auch über diese Marke kommuniziert.» Dem stehe gegenüber, dass «80 Prozent der wesentlichen Zitate in den digitalen Medien von Leitmedien stammen», berichtete Turner.

Ein sehr viel düsteres Bild gab Roland Schatz von Media Tenor. «Die Differenz zwischen dem, was die Menschen bewegt, und was sie in den Zeitungen finden, ist viel zu gross», schätzte Schatz, dessen Forschungsinstitut Zeitungsinhalte daraufhin durchforstet.

Und umgekehrt gelte auch: Was Menschen nicht in der Zeitung finden, bewegt sie auch nicht. Politisch brisant sei das zum Beispiel in der momentanen Krise in der EU. Wenn die EU-Berichterstattung in Europa nur 1,4 Prozent der Inhalte betrifft, sei klar, dass Europa für die Menschen keine Relevanz habe.