Die glamouröse Spitzenkandidatin für die Grünen im EU-Wahlkampf heisst Lena Schilling. Sie ist erst 23 Jahre alt und wuchs in einer «sozialistisch-kommunistischen» Familie eines Bankmanagers und einer Sozialarbeiterin auf.
Wie alle Politikbewegten, die Karriere machen wollen, studiert sie Politologie. Sie wurde noch als Parteilose – sie war bei Fridays for Future aktiv – zur grünen Spitzenkandidatin für die Europawahlen vorgeschlagen.
Dann schlug die linksliberale Zeitung «Der Standard» zu. Schilling solle ganz üble Gerüchte in die Welt gesetzt haben, es ging um Gewalt im engen Freundeskreis und endete mit einer Unterlassungserklärung inklusive Zivilklage. Schilling hätte eine Liebesbeziehung eines Fernsehjournalisten erfunden, die Grünen Österreichs reagierten sofort mit: «Anonymes Gemurkse und Gefurze», Zitat des Parteichefs Werner Kogler, der sich dafür später entschuldigte.
Und so ging es weiter: In Wien wird in der Presse und in der Politik mit massiv harten Bandagen gekämpft.
Das Wichtigste ist indessen: All diese Mutmassungen belegte «Der Standard» mit Screenshots von privaten SMS, Chats und Messages.
Deshalb werfen nun viele Journalisten und Journalistinnen der Zeitung vor, die junge Frau würde «fertiggemacht wie eine Schwerverbrecherin». Ein Journalist meinte sogar, Journaille und Politik benähmen sich in der Causa Schilling wie eine «konfliktreiche Familienaufstellung».
Der Doyen der Talkshow «Club 2», Peter Huemer, Jahrgang 1941, zeigt sich ehrlich entsetzt: Er und seine Frau hätten das lebenslange Abo von «Der Standard» nun gekündigt, weil der «Tiefpunkt von Denunziation» erreicht sei. Er schreibt: «‚Der Standard‘ strebt offenbar eine Gesellschaft an, in der wir übereinander Bescheid wissen – zu unserem eigenen Schutz. Niemand soll sicher sein vor Verrat, auch und besonders nicht im engen Freundeskreis. Es ist eine Anleitung zur Niedertracht. Alle sollen alles übereinander sagen.»
Lena Schilling ist eine toughe junge Frau: Sie macht einfach weiter Wahlkampf für die österreichischen Grünen in der kommenden Europa-Wahl. Und wir alle wissen: Das Private ist definitiv öffentlich geworden.