Didier Reynders war vom 1. Dezember 2019 bis 30. November 2024 EU-Kommissar für Justiz und Rechtstaatlichkeit in der Kommission von der Leyen I.
Schon im Dezember 2024 kam es zu Ermittlungen gegen Didier Reynders wegen mutmasslicher Geldwäsche. Die Ermittlungen liefen von der belgischen Regierung gegen den eigenen Politiker, der Immunität geniesst, da die Vorwürfe auf den Zeitraum von dessen EU-Tätigkeit fallen.
Die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) erzählt am Dienstag die Geschichte rund um die EU und den belgischen Politiker und erklärt unter anderem, wie man mit Lottospielen Geld waschen kann.
Didier Reynders lebt in der Nähe einer Tankstelle und er soll diese regelmässig besucht haben: «Einmal in der Woche, immer am späten Nachmittag, sei der EU-Kommissar hierhergekommen, um Lottoscheine zu kaufen, mit Bargeldbündeln im Wert von manchmal dreitausend Euro, so hat das eine Angestellte belgischen Reportern erzählt. Sie habe das Geld immer diskret im Safe verstaut», heisst es in der SZ.
Wer sich nun überrascht fragt, wie in aller Welt mit Lottospielen Geld gewaschen werden könne, wird von der SZ eines Besseren belehrt. Offensichtlich ist dies im Milieu eine beliebte Art, schwarzes in weisses Geld zu verwandeln. Denn systematisch mit hohen Einsätzen gespielt, kommen anscheinend genügend Gewinne dabei heraus, die den Einsatz lohnen.
Auf die Spur kamen die Ermittlerinnen und Ermittler durch den Alarm der Nationalen Lotteriegesellschaft: Die irre hohen Umsätze der kleinen Tankstelle seien ungewöhnlich.
Die Ermittlungen gehen weiter, es gilt die Unschuldsvermutung. Es liegt nun an Didier Reynders zu beweisen, woher das viele Lotto-Spielgeld kam – nach belgischem Recht wird dann, falls keine Beweise erbracht werden können, das einbezahlte Geld konfisziert plus eine hohe Bussstrafe ausgesprochen.
Für die EU bedeuten solche Geschichten einen hohen Legitimationsverlust. Korruption hat schon der ehemalige Europaabgeordnete Nico Semsrott in seinem Buch von 2024 – «Brüssel sehen und sterben. Wie ich im Europaparlament meinen Glauben an (fast) alles verloren habe» – als Grundproblem der EU angeprangert.
2022 erschütterte die EU zudem «Katargate». Das Emirat soll über Jahre hinweg Europaparlamentarier mit viel Geld bestochen haben – die Ermittlungen laufen noch.