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Montag
01.11.2010

Die ETH Zürich versucht mit einem neuen Modell, die Prozesse der Meinungsbildung abzubilden. Gescheitert ist die Forschung bisher vor allem beim Versuch, einer pluralistischen Gesellschaft gerecht zu werden. «Die bisherigen Ansätze sind realitätsfremd», erklärte Dirk Helbing, Professor für Soziologie an der ETH Zürich. Beispielsweise sei man davon ausgegangen, dass Menschen mit sehr unterschiedlichen Meinungen nie miteinander sprechen.

Das neue Modell der Autoren Dirk Helbing, Michael Mäs und Andreas Flache orientiert sich an den physikalischen Regeln der Tröpfchenbildung. Demnach ist die gegenseitige Beeinflussung davon abhängig, wie ähnlich die Meinungen der Individuen sind. Allerdings halten die Autoren auch fest, dass das Bedürfnis nach Individualität mit der Anzahl Gleichgesinnter ansteigt. So lässt sich die Bildung und der Zerfall von Gruppenmeinungen nachvollziehen.

Helbling sieht das System der Meinungsbildung nicht als stabil und ortet Gefahren in der Globalisierung oder in der Revolution der Informationssysteme. In Medien, in der Werbung und neuerdings auch im Internet würden ständig Empfehlungen abgegeben, was man hören, sehen oder denken solle. «Das könnte den Herdentrieb in der Gesellschaft verstärken», befürchtet Helbing.