Klein-Report-Mitarbeiter Rolf Breiner traf den Filmer vor der Zürcher Premiere. Trotz einem halben Dutzend Interviews an diesem Tag wirkte Michael Steiner (41, Jungfrau), ursprünglich aus Hergiswil, recht entspannt. Was war denn in diesen Tagen, die am meisten gestellte Frage an ihn?, wollte der Klein Report wissen.
Michael Steiner: «Wie gehts nach dem finanziellen Debakel, wie fühlt man sich vor der Premiere?»
Klein Report: Und wie fühlen Sie sich - befreit, beflügelt, befriedigt?
Michael Steiner: «Jetzt kommt Freude auf. Das Ziel war die Fertigstellung - nach all den Bemühungen. Ich hatte einen schweren Rucksack mit auf den Weg bekommen, und dann den Produzenten Bernhard Burgener gefunden, der mir den Rucksack abgenommen hat. Er war ´night in the shining armour´».
Klein Report: Was ist denn falsch gelaufen, dass der Film aus dem Ruder lief?
Steiner: «Vieles. Aber irgendwie mag ich nicht mehr drüber reden. Das Ding ist abgehakt. Der Fall ist so komplex mit so viel involvierten Parteien, dass es Stunden dauern würde, den Fall darzulegen.»
Klein Report: Wann sind Sie das erste Mal mit dem «Sennentuntschi» in Berührung gekommen?
Steiner: «In der Jugend bereits. Als ich so um die 20 Jahre alt war, haben wir uns mit verschiedenen Sagen und Sammlungen auseinandergesetzt und wollten einen Sagenfilm drehen. Mein Kameramann Pascal Walder hat mich dann um 2002 mit dem Sennentuntschi-Stoff angestossen.»
Klein Report: Woher kommt der Stoff, aus der Innerschweiz?
Steiner: «Die Geschichte gibts von Argentinien bis Böhmen, Im Alpenraum sind es Sennen, in Böhmen Jäger, die sich eine Frau zusammenbasteln.»
Klein Report: Ihr «Sennentuntschi» ist vielschichtig geworden. Wie hat sich die Geschichte entwickelt?
Steiner: «Was kann in einem engen anarchistischen Raum passieren - mit einem Pfarrer und seiner geistlichen Macht, einem Gemeindeammann, Dörfler und den guten Guy. Die Komplexität hat sich bei den Reibereien mit dem Autor Michael Sauter ergeben. Vieles wird dabei nur gestreift. Ein Aspekt betrifft beispielsweise den Glauben, wenn ein Pfarrer das Dorf mit der Religion verführt. Glaube heisst hier: freiwilliger Anschluss.»
Klein Report: Wie würden Sie Ihren Film charakterisieren?
Steiner: «Die Idee war, einen Genrecross zu schaffen. Ich tue mich extrem schwer, den Film auf einen Nenner zu bringen. Er wird wohl als Mysterythriller auf den Markt kommen, denn er bietet einige Rätsel, die man selber herausfinden muss.»
Klein Report: Es gibt eine realistische Ebene - aus unserer Zeit, Rückblenden aus der Vergangenheit 1975 -, aber auch mysteriöse Erscheinungen.
Steiner: «Ich spiele im Film unter anderem mit der Frage: Ist Sennentuntschi ein Dämon oder nicht? Der Zuschauer kann sich selber ein Bild machen.»
Klein Report: Welchen Stellenwert nimmt «Sennentuntschi» in Ihrer Filmarbeit ein?
Steiner: «Der Film zeigt komplett eine andere Facette von mir. Er ist sicherlich nicht künstlerisch. Wir haben probiert, modernes Kino zu schaffen. Solche Filme sehe ich selber gern, Filme wie `Memento` von Christopher Nolan. Man muss Rätsel lösen, auch wenn am Schluss nicht alles erklärt wird.»
Klein Report: «Sennentuntschi» eröffnet das Festival. Wie sehen Sie den Stellenwert des Zurich Film Festivals?
Steiner: «Das Festival hat eine wahnsinnige Entwicklung gemacht. Nach Locarno ist es wohl das wichtigste Festival in der Schweiz geworden und international sehr bekannt.»
Freitag
24.09.2010




