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Freitag
23.05.2003

Für Werbung im Internet kann es enger werden: Ein erster deutscher Anti-Spam-Kongress mit der Absicht, «diesem grossen Ärgernis endlich aktiv zu begegnen», habe jedenfalls laut den Veranstaltern «voll ins Schwarze getroffen», freute sich Sven Karge vom Verband der deutschen Internetwirtschaft eco. Dies berichtet der deutsche Branchendienst Heise am Freitag. Rund 120 Teilnehmer hörten sich Vorträge an, die sich aus verschiedenen Perspektiven des Themas Spam annahmen. In ihren Vorträgen signalisierten Vertreter von E-Mail-Providern Bereitschaft, im Kampf gegen unerwünschte Mails künftig kooperieren zu wollen. Malte Pollmann von Lycos Europe schlug beispielsweise vor, dass die Anbieter ihre Blacklists untereinander austauschen könnten, um die Effizienz der Filter zu erhöhen.

Es wurde aber auch klar, dass die konkurrierenden Provider wirksame Spam-Filter mittlerweile als Vermarktungsargument für ihre Dienste entdeckt haben. GMX-Geschäftsführer Joachim Hofmann etwa führte die neuen Spam-Abwehr-Funktionen des Services vor und zeigte sich sicher, dass sein Unternehmen mit den Features auch einige Neukunden gewinnen könne. Doch auch GMX sei daran interessiert, mit den Mitbewerbern Erfahrungen auszutauschen. Florian Klein, in den Foren von heise online unter seinem Pseudonym «DocSnyder» bekannt, zeigte sich als Vertreter der unkommerziellen Antispam-Community erfreut von den Bestrebungen der Anbieter: «Unter den Spammern beginnt es sich bereits herumzusprechen, dass Spam-Mails an GMX-Adressen meist im neuen Filter hängen bleiben. Es könnte sein, dass die Spammer das Interesse daran verlieren, GMX-Nutzer zuzumüllen.»

Nach Angaben vieler anwesender Vertreter von Providern sei es sehr schwer, den Schaden zu beziffern, den Spam tatsächlich anrichtet. Die Unternehmen sind mit konkreten Zahlen recht zurückhaltend. Malte Pollmann von Lycos berichtete, dass etwa 60 Prozent aller eingehenden E-Mails auf den Lycos-Servern unerwünscht seien. «Und das wird meiner Einschätzung nach in der nächsten Zeit noch stark zunehmen», befürchtet er. Er sehe gar die Nutzung von E-Mails zur Kommunikation grundsätzlich gefährdet, wenn sich die Anzahl der unerwünschten E-Mails so rasch erhöhe wie zurzeit.