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Freitag
30.12.2022

Medien / Publizistik

Die Journalistin verdient es, als Heldin gefeiert, statt vom chinesischen Regime verfolgt zu werden, will Reporter ohne Grenzen der Welt verkünden...       (Bild: RSF)

Die Journalistin verdient es, als Heldin gefeiert, statt vom chinesischen Regime verfolgt zu werden, will Reporter ohne Grenzen der Welt verkünden... (Bild: RSF)

Sie hat alle Risiken auf sich genommen, um die Öffentlichkeit schon im Februar 2020 über den Ausbruch von Covid-19 in Wuhan informieren zu können.

Vielleicht hätte die Journalistin Zhang Zhan damit eine weltumspannende Katastrophe zumindest eindämmen können. Die Regierung in China hat ihre mutige Tat aber anders gewertet.

Am 28. Dezember 2020 verurteilte sie ein Gericht in Shanghai wegen ihrer Berichterstattung über die ersten Wochen des Covid-19-Ausbruchs in Wuhan zu vier Jahren Haft. Zhang soll «einen Streit angefangen und Ärger provoziert haben». Dieser schwammige Vorwurf des Regimes in Peking gehört zum Standard der Verunglimpfung im kommunistisch geführten Reich.

Bleibe die gesundheitlich angeschlagene Reporterin weiter im Gefängnis, droht sie zu sterben, warnt nun Reporter ohne Grenzen (RSF) am Mittwoch in einer Mitteilung.

«Zhang Zhan hat mutig ihr Leben riskiert, indem sie die Öffentlichkeit über den Covid-19-Ausbruch in Wuhan informierte. Die Journalistin verdient es, als Heldin gefeiert, statt vom chinesischen Regime verfolgt zu werden», sagt RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. «Die internationale Gemeinschaft muss Druck auf Peking ausüben, um Zhang Zhans Freilassung zu erwirken, bevor es zu spät ist.»

Zhang Zhan zeigte in der Frühphase der Pandemie in Livestreams in sozialen Netzwerken die Verhältnisse in den Strassen und Krankenhäusern der Stadt sowie die Schikanen, denen die Familien von Erkrankten ausgesetzt waren. Zhangs Berichterstattung war eine wichtige unabhängige Quelle zur Situation in der Region. Für ihren Mut würdigte RSF die Journalistin 2021 mit dem RSF Press Freedom Award. 

Im Gefängnis war die Journalistin 2021 in einen Hungerstreik getreten, weil sie gezwungen wurde, ihre vermeintliche Schuld einzugestehen. Um nicht zwangsernährt werden zu müssen, nahm sie sehr wenig Nahrung zu sich, anstatt sie komplett zu verweigern.  

Im August 2022 hat sich Zhangs Gesundheitszustand etwas verbessert, doch bei einer Grösse von 1,77 Meter wog sie nur 41 Kilogramm. Obwohl sie jeden Monat kurz mit ihrer Mutter telefonieren durfte, konnte ihre Familie keine eindeutigen Informationen über ihren Gesundheitszustand erhalten.

Ihre Briefe aus dem Gefängnis werden zensuriert.

Im September 2021 forderte RSF mit einer Koalition von 44 Menschenrechts-NGOs den chinesischen Präsidenten Xi Jinping in einem gemeinsamen Brief auf, Zhang freizulassen und die juristischen Verfahren gegen sie einzustellen.

Neben Zhang schweben 14 weitere in China inhaftierte Verteidigerinnen und Verteidiger der Pressefreiheit in Lebensgefahr, unter ihnen ist der Journalist Huang Qi. Im Februar 2021 starb Kunchok Jinpa, eine wichtige Quelle ausländischer Medien zu Tibet, infolge von Misshandlungen während der Haft. Im Jahr 2017 starben der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo und der Blogger Yang Tongyan. Bei beiden war kurz zuvor Krebs im Endstadium diagnostiziert worden. Im Gefängnis, wo sie langjährige Haftstrafen absassen, wurden sie nicht ausreichend medizinisch versorgt.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht China auf Platz 175 von 180 Staaten.