Die deutsche Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) hat die Sendung «Erwachsen auf Probe» des deutschen Privatsenders RTL erneut kritisiert. Auch die Folgen drei bis sieben der Sendung wurden als ethisch und pädagogisch unverantwortlich eingestuft, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Die erforderliche Mehrheit für einen Verstoss gemäss des deutschen Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) ist hingegen nicht zustande gekommen. Nach einer intensiven inhaltlichen Auseinandersetzung hat die KJM entschieden, dass weder die Grenze zur Menschenwürdeverletzung, noch - angesichts der Sendezeit nach 20 Uhr - zur Beeinträchtigung von Zuschauern über zwölf Jahren überschritten ist. Das Sendekonzept besteht darin, dass Jugendliche eine Zeitlang ein Leben wie Erwachsene führen, inklusive der Betreuung von Kindern.
Auch wenn die Folgen rechtlich zulässig sind, äussert das Gremium erneut deutliche Einwände gegen das Konzept und die Produktionsbedingungen von «Erwachsen auf Probe». «Der vermeintlich pädagogische Ansatz dient RTL als Alibi, um die Schwierigkeiten unerfahrener jugendlicher Protagonisten im Umgang mit teils weinenden und unglücklichen Babys und (Klein-)Kindern als dramaturgische Effekte zu nutzen und zu Unterhaltungszwecken einzusetzen», meint der KJM-Vorsitzende Wolf-Dieter Ring. «Die jugendlichen Paare werden gezielt überfordert und dadurch zu Fehleinschätzungen im Umgang mit den Kindern gebracht.» Eltern und Erzieher würden grundsätzlich erst dann eingreifen, wenn sich die Kinder in einer gefährlichen oder problematischen Situation befänden. «Der Massstab kann aber nicht sein, dass gerade noch verhindert wird, dass ein Baby vom Wickeltisch fällt», so Ring weiter. «Den Kindern geht es nicht deshalb gut, nur weil ihnen, laut Sendung, gerade noch kein massiver Schaden zugefügt wird.»
Kritik übt die KJM zudem an der Pressearbeit von RTL im Vorfeld der Sendung. Hier sei anfangs offenbar gezielt der falsche Eindruck erweckt worden, als seien die Babys für vier Tage in Folge und ohne Kontakt zu den Eltern den fremden Betreuungspersonen überlassen worden. Diese Ankündigungen hätten verständlicherweise den heftigen Widerspruch zahlreicher Personen und Verbände gegen das Format hervorgerufen.
Sonntag
19.07.2009



