Der Verband der deutschen Internetwirtschaft (Eco) hat offenbar Erfolge im Kampf gegen Kinderpornografie nur vorgegaukelt. Das berichtete die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung», die sich auf eine interne Stichprobe des Verbands bezieht. Demnach hat der Eco im vergangenen Sommer 144 kinderpornografische Webseiten an Inhope gemeldet, den internationalen Dachverband der Beschwerdehotlines.
Allein von den 110 amerikanischen Seiten, berichtete die FAZ-Sonntagszeitung, sei mehr als die Hälfte noch Monate später abrufbar gewesen. Auch in Russland, Holland, Japan und Tschechien hätten Löschanträge oft wochenlang gebraucht. Das Ergebnis des Experiments habe der Eco aber verschwiegen und weiterhin auf vermeintliche Erfolge von Inhope hingewiesen.
Innerhalb von 12 bis 36 Stunden, so warb der Eco für die Selbstkontrolle, könnten dank Inhope Webseiten gelöscht werden. Die Internetwirtschaft nutzte diese offenbar falschen Erfolgszahlen als Argument gegen Internetsperren. In Deutschland gibt es ein sogenanntes Zugangserschwerungsgesetz, nach dem Provider von staatlicher Seite gezwungen werden können, bestimmte Webseiten für ihre Kunden zu sperren.
Auch das Bundeskriminalamt BKA leitet seit Anfang Juni Hinweise an Inhope weiter. Eine interne Statistik zeigt laut der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung», dass im Juli in 63 Prozent der Fälle die Seiten auch eine Woche später noch abrufbar gewesen seien. Deshalb fordert das BKA den Einsatz der von Ursula von der Leyen (CDU) im vergangenen Jahr vor dem Ende der Grossen Koalition noch schnell in ein Gesetz gegossenen Internetsperren. Unklar ist allerdings, mit welchem Aufwand und Personaleinsatz das BKA gegen Kinderpornografie im Netz vorgeht und ob durch gezielte Hinweise, auch an ausländische Provider, sich nicht eine höhere Erfolgsquote erzielen lässt, so das FAZ-Sonntagsblatt weiter.
Sonntag
15.08.2010




