Die Regierung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat die Auslieferung des bekannten Journalisten Can Dündar aus Deutschland beantragt.
Eine entsprechende Verbalnote sei am Montag beim Auswärtigen Amt eingegangen, berichteten NDR, WDR, «Süddeutsche Zeitung» und Spiegel Online.
Die türkische Botschaft bitte offenbar um die Festnahme und Auslieferung von Dündar wegen Spionage, Verrat von Staatsgeheimnissen und Propaganda. Der Vorgang wurde dem «Spiegel» aus Koalitionskreisen bestätigt. Die Verbalnote wurde von türkischer Seite vor vier Tagen dem Auswärtigen Amt übergeben und werde derzeit vom Bundesjustizministerium geprüft. Wie es aus Koalitionskreisen verlautet, gebe es keine Auslieferung Dündars an die Türkei.
Can Dündar war 2015 wegen eines Berichts über verdeckte Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an islamistische Rebellen in Syrien angeklagt worden. Die Anklage wertete den Bericht als Geheimnisverrat.
Im Mai 2016 wurde er zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt, im Juli 2016 ging er ins Exil nach Deutschland. Dündars Frau lebt weiter in der Türkei, darf aber nicht ausreisen.
Erdogan ist seit Donnerstag auf einem dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland.