Ring frei für die nächste Runde im Kampf zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und der Pressefreiheit: Nach Informationen von Spiegel Online hat die türkische Regierung den deutschen Botschafter Martin Erdmann wegen einem Satirebeitrag über Erdogan im deutschen Fernsehen ins Aussenministerium zitiert.
Das knapp zweiminütige Video mit dem Titel «Erdowie, Erdowo, Erdogan» aus der Sendung «extra 3», die regelmässig auf NDR läuft, ausnahmsweise aber auch in der ARD ausgestrahlt wurde, zieht den türkischen Präsident ordentlich durch den Kakao. Im Lied - aufgebaut auf der Melodie des Nena-Klassikers «irgendwie, irgendwo, irgendwann» - heisst es beispielsweise: «Gib ihm dein Geld, er baut dir ein Flüchtlingszelt» oder «ein Journalist, der was verfasst, das Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast».
Laut Recherchen von Spiegel Online musste sich Erdmann für das Video am Dienstag vor einer Woche in einem «längeren Gespräch rechtfertigen». Dabei habe es sich offenbar nicht um eine wie bei Meinungsverschiedenheiten unter Diplomaten übliche, freundliche Einladung gehandelt, sondern um eine «formelle Vorladung».
Somit landete Erdmann innert kürzester Zeit zweimal im Fokus der türkischen Regierung. Am letzten Freitag sass er zusammen mit Diplomaten anderer Länder am ersten Tag des «Cumhuriyet»-Prozesses auf den Zuschauerrängen. Dies brachte Erdogan so in Rage, dass er in einer TV-Wutrede den «Anstand und die Umgangsformen» der Diplomaten scharf kritisierte.