Keine Einigung im Streit zwischen den Verlagen und der SRG um die Onlinewerbung in Sicht: Der Bundesrat hätte am Montag die nationalrätliche Fernmeldekommission über den Entscheid im Disput um die geplante SRG-Onlinewerbung informieren sollen. «Doch daraus wird nichts», weiss die «SonntagsZeitung» zu berichten. Das Traktandum «Werbung im Onlinebereich. Einigung zwischen den privaten Verlegern und der SRG» sei vom kommissionsinternen Sitzungsplan gestrichen worden.
Es gebe nichts Neues zu informieren, sagte Martin Dumermuth, Direktor des Bundesamtes für Kommunikation, gegenüber der Zeitung. «Mit anderen Worten: Der Entscheid liegt beim Bundesrat noch immer bei den Pendenzen», schlussfolgert die «SonntagsZeitung».
Im Juli hatte die Schweizer Medienministerin Doris Leuthard (CVP) aber bekannt gegeben, dass der Bundesrat nach den Sommerferien einen Beschluss zur geplanten SRG-Onlinewerbung gefasst habe.
Die privaten Verleger hatten ihrerseits zuvor die Möglichkeit, einen Kompromiss mit der SRG auszuhandeln. Zu den Verlegern gehören neben der Herausgeberin der «SonntagsZeitung», der Tamedia, ebenfall Ringier sowie die NZZ-Gruppe. Eine Einigung scheiterte jedoch bis zum Ablaufen der Frist.
Die SRG plant, auf ihren diversen Websites in Zukunft Werbung zu schalten. Die Verlage wehren sich gegen dieses Vorhaben: Die Medienhäuser haben Angst vor Umsatzverlusten, wenn die SRG ebenfalls in den Onlinemarkt vorrückt.
Der Bundesrat hat allen Grund, genau hinzuschauen: In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres sind allein im Printbereich die Umsätze zweistellig eingebrochen; auch im Onlinebereich sieht es nicht viel besser aus. Schaut man auf die Vermarktungsfirma Goldbach Group, dann zeigt sich ein Einbruch im Onlinewerbeverkauf von mehr als 25 Prozent im ersten Halbjahr. Der Klein Report weiss, dass die in Küsnacht beheimatete Goldbach ihren grössten Internetpool auflösen musste, da sich einige Grosskunden aus der Exklusiv-Vermarktung zurückgezogen haben.
Zulegen konnte der Vermarkter nur im Fernsehbereich und in der Radiovermarktung, wo das Unternehmen nun praktisch eine monopolartige Vermarktungsstellung hat.
Swisscom-Chef Carsten Schloter übertreibt hingegen masslos, wenn er im «SonntagsBlick» den Tod der SRG «ohne Onlinewerbung» vorauszusehen glaubt. Auf die Frage, ob die SRG noch eine Chance habe, meint Schloter: «Wenn sie erfolgreich sein will, muss sie qualitativ hochwertige Inhalte produzieren - und über möglichst viele Kanäle anbieten. Das Internet ist absolut erfolgskritisch. Die SRG braucht den Onlinekanal und Werbung, um ihre Inhalte online zu vertreiben. Sehr wichtig ist eine etablierte Marke, als Anker in der Informationsflut», so Schloter.
Der Mann, der für sechs Milliarden Franken in italien die hochdefizitäre Fastweb gekauft hat, verknüpft absichtlich oder nicht den Onlinekanal mit dem Thema Werbung. Das sind aber wie bei der guten alten Fernsehkiste zwei Paar Schuhe, muss da der Klein Report anführen. Das Schweizer Fernsehen würde auch ohne Fernsehwerbung deutlich an Marktanteilen verlieren.
Die Antwort gibt Carsten Schloter im gleichen Interview auf den Hinweis der Journalisten, dass Swisscom wegen Apple nichts mehr an einzelnen SMS verdiene. «Das war unabhängig von Apple absehbar. Dienste wie SMS, Sprachtelefonie und bald auch das Fernsehen haben sich technologisch so entwickelt, dass man nicht mehr einzeln dafür Geld verlangen kann. Deshalb müssen wir uns neu erfinden», so Schloter.
Das tut Not, fügt da der Klein Report an: «Sich neu erfinden»! Dann klappts auch wieder mit dem Zuschauer - für die SRG - und dem Zahlabonnenten - für die Swisscom.