Gary Lineker ist eine Ikone des englischen Fussballs: mit 48 Toren in 80 Länderspielen Rekordtorschütze, von der Queen zum Ritter geschlagen – und ein Muster an herausragender Fairness. In seiner ganzen Karriere – und diese erstreckte sich im Profifussball über 16 Jahre – wurde er kein einziges Mal verwarnt.
Und nach seinem Rücktritt avancierte er zum pointierten und tiefgründigen Fussballexperten im Staatsfernsehen. Auf der BBC hatte Gary Lineker stets das letzte Wort. Er war sozusagen die höchste moralische Instanz – gerade auch wenn es um Missstände auf dem Rasen und um die Korruptionsskandale in den internationalen Verbänden ging.
Und Lineker verdiente damit Millionen. Als Freischaffender kassierte er bei der BBC ein Jahressalär von 1,3 Millionen Pfund (etwa 1,5 Millionen Franken). Doch nun ist der Lack ab. Lineker tritt als Moderator der prestigeträchtigen Sendung «Match of the Day» zurück.
Grund ist ein antisemitischer Post in den sozialen Medien von vergangener Woche. Der Ex-Fussballer hatte eine Instagram-Story einer pro-palästinensischen Gruppierung über Zionismus gepostet, die mit einer Ratte illustriert war. Ratten, die mit Krankheit und Schmutz in Verbindung gebracht werden, wurden im Laufe der Geschichte bei antisemitischer Propaganda immer wieder als Symbol für Juden verwendet.
Lineker zog den Beitrag zwar zurück, bat um Verzeihung und sagte vergangene Woche, ihm seien die «beleidigenden Anspielungen» in dem Post nicht bewusst gewesen.
Wirklich glaubhaft tönt dies allerdings nicht. Lineker, der für die BBC noch die WM 2026 kommentieren möchte, war schon zuvor umstritten, weil er sich immer wieder politisch geäussert hatte.
So wurde er von der BBC im März 2023 wegen seiner Kritik an der Asylpolitik der damaligen Tory-Regierung vorübergehend suspendiert.
Im vergangenen Februar war er ausserdem einer von 500 prominenten Kulturschaffenden gewesen, die die BBC aufforderten, den Dokumentarfilm „Gaza: How to Survive a Warzone“ erneut auszustrahlen, den sie als «wichtige journalistische Arbeit» bezeichneten. Der Sender hatte die Dokumentation aus seiner Mediathek entfernt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass es sich beim 14-jährigen Erzähler des Films um den Sohn eines hohen Hamas-Funktionärs handelte.
Tim Davie, Generaldirektor der BBC, reagierte auf Linekers Instagram-Foul zunächst mit dem Hinweis, dass alle Mitarbeiter zum Ruf der BBC beitragen und Fehler Einzelner auf Kosten des ganzen Senders gingen. «Wir brauchen unbedingt Leute, die die Werte der BBC vorleben und unsere Richtlinien für soziale Medien befolgen.»
Ganz offensichtlich trifft dies auf Gary Lineker nicht mehr zu. Die pro-palästinensischen Ansichten des Fussball-Experten sind mehr als nur ein einzelner verbaler Fehlschuss.