Fast die Hälfte der Medien geschlossen, die meisten Journalistinnen ohne Arbeit: So lautet das traurige Ergebnis einer Untersuchung von Reporter ohne Grenzen (RSF) zur Medienlandschaft in Afghanistan unter dem neuen Taliban-Regime.
So mussten seit dem 15. August 231 Medien schliessen, und mehr als 6'400 Medienschaffende haben ihren Job verloren. Am stärksten betroffen sind Frauen: Vier von fünf Journalistinnen arbeiten nicht weiter in ihrem Beruf.
Zum Vergleich: Anfang Sommer waren 543 Medien in Afghanistan registriert.
In der nördlichen Provinz Parwan zum Beispiel sind von den ursprünglich zehn Medien nur noch drei aktiv. In der Hauptstadtregion Kabul, wo die meisten Medien existierten, musste jedes zweite Medium schliessen. Von den 148, die vor der Machtübernahme der Taliban arbeiteten, sind nur noch 72 in Betrieb.
Die Taliban legen den lokalen Medien Bedingungen auf. Dazu gehört beispielsweise, dass diese keine Journalistinnen mehr einstellen dürfen. Weniger als 100 von ihnen trauten sich in den Wochen nach dem Einmarsch der Taliban in Kabul und der Aufforderung an Frauen, zu Hause zu bleiben, wieder an die Arbeit.
Die Medien müssen sich an «elf Regeln für den Journalismus» halten, die der Interimsdirektor des Medieninformationszentrums der de-facto-Regierung der Taliban im September vorgestellt hatte.
Auf den ersten Blick erscheinen einige der vage formulierten Vorgaben unproblematisch, etwa wenn sie Medienschaffende verpflichten, die Wahrheit zu respektieren und nicht zu verfälschen. «In ihrer Gänze ebnen sie jedoch den Weg zu Zensur und Verfolgung und sind damit hochgefährlich», so die Einschätzung von Reporter ohne Grenzen.