Mit der Formel E wollte die Automobilwirtschaft mediale Aufmerksamkeit über den Kanal Rennsport generieren. Das Rennen mit den surrenden Boliden wurde nicht nur als Zukunft des Motorsports gepriesen. Auch die Hersteller von Elektroautos haben sich von den weltweit übertragenen Rennen ein weit offenes Schaufenster für ihre Entwicklungen versprochen.
Das gilt heute offenbar nicht mehr. Mit Mercedes zieht sich in dieser Woche bereits die dritte von vier deutschen Marken aus der vollelektrischen Rennserie zurück. Und dies nur wenige Tage nach dem Gewinn beider Weltmeisterschaften.
Während Mercedes 2022 noch eine Saison fahren will, ist für Audi und BMW bereits jetzt Schluss in der Formel E. Porsche, der vierte grosse Hersteller aus Deutschland, will zwar auch über 2022 hinaus in der Elektro-Rennserie an den Start gehen, aber nur, wenn bis dann die dritte Fahrzeuggeneration zum Einsatz kommt.
Mercedes wolle sein Werksengagement im Motorsport nun «ganz auf die Formel 1 konzentrieren», schreibt die Silberpfeil-Marke in einer Mitteilung von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Fachmedien orakeln, dass die Formel E der Marke Mercedes offenbar nicht mehr den gewünschten Nutzen für das Ziel bringe, dass diese «noch vor Ende des Jahrzehnts vollelektrisch» werden soll.
Für die Formel E ist dies ein herber Schlag. Gründer Alejandro Agag bedauert den Mercedes-Ausstieg, glaubt aber weiter an die Serie: «In der EU und in Grossbritannien stehen die Automobilkonzerne vor Vorschriften, die den Übergang zu einer vollständig elektrischen Zukunft vorschreiben. Das stärkt die Vision der Formel E.»
Weitere Marken im Umfeld der Rennen sind ABB als «Titel Partner», die Bank Julius Bär wirbt als «Global Partner», und der Pneuhersteller Michelin verspricht sich ein Image als «Technical Partner».
Auch in der Schweiz steht die Serie unter einem schlechten Stern. Nach der Premiere 2018 in Zürich musste die Formel E 2019 nach Bern ausweichen. Dort sitzt man seither auf vielen offenen Rechnungen. Die Organisation musste den Konkurs anmelden. Den Promotoren schwebt trotzdem eine weitere Austragung vor. Wobei man noch einen Austragungsort sucht, der sich auch finanziell beteiligen sollte.