Der Schweizer Presserat hat eine Beschwerde gegen gothamcity.ch abgewiesen. Das welsche Portal Gotham City deckt Fälle von Finanzkriminalität im Zusammenhang mit dem Schweizer Bankensystem auf.
In der Beschwerde ging es um einen Artikel, in dem geschildert wird, was der wachsende juristische Druck und die Zunahme von beantragten superprovisorischen Massnahmen für das Medium bedeutet. Thematisiert werden auch die damit verbundenen ökonomischen Risiken.
Der Beschwerdeführer – ein Geschäftsmann – wird im Artikel namentlich erwähnt. Er wirft gothamcity.ch vor, wichtige Elemente des Zivilverfahrens zwischen ihm und dem Medium verschwiegen und seinen Namen erneut veröffentlicht zu haben, ohne dass ein öffentliches Interesse bestanden habe. In dem Verfahren ging es um die Veröffentlichung einer Gegendarstellung, bei der gothamcity.ch auf seiner Version beharrte.
Der Presserat hält fest, dass die Veröffentlichung einer Gegendarstellung die Vorwürfe von gothamcity.ch nicht hinfällig macht. Er kommt zum Schluss, dass das Medium korrekt berichtet und auch keine wesentlichen Informationen unterschlagen hat, zudem rechtfertigt die Bekanntheit des Geschäftsmannes seine Namensnennung.
Für die Journalistinnen und Journalisten von Gotham City ist die Rückendeckung durch den Presserat ein wichtiger Teilsieg für ihre Arbeit.
Marie Maurisse und François Pilet, die Gründer von Gotham City, sind einem anderen Medienbericht zufolge im Januar 2021 zum fünften Mal in weniger als zwölf Monaten vor Gericht gezerrt worden, weil sie etwas aufklären wollten.
Bertil Cottier, Professor für Medienrecht an der Universität der italienischen Schweiz, hat gemäss Swissinfo.ch in der Schweiz eine Zunahme der gerichtlichen Einschüchterung der Medien beobachtet.
Der Kampf werde immer ungleicher zwischen den reichen Geschäftsleuten, welche die besten Anwälte der Branche engagieren könnten, und den wirtschaftlich geschwächten Medien.
«Eine Lokalzeitung oder ein neues unabhängiges Medienunternehmen wie Gotham City, Bon pour la Tête oder ‚Republik‘ kann es sich nicht leisten, mehrere tausend Franken Schadenersatz zu zahlen. Aber gerade diese kleinen Medien tragen zu Pluralismus und Vielfalt in der Presse bei», so Cottier.