Es muss nicht immer ein digitaler Algorithmus sein. Auch der analog entstandene Zufall erzeugt gelegentlich gelungene Matches. Ausgerechnet am Tag nach der Credit-Suisse-Übernahme wirbt die Berner Kantonalbank BEKB grossformatig in der Berner Lokalausgabe von «20 Minuten».
Das Inserat zeigt eine lächelnde Schalterdame, die einem Kunden den Handschlag gibt. Text dazu: «Vertroue isch aues». Was auf Twitter für Häme sorgt: «Peinlichster Kommentar zur #Credit_Suisse-Rettung kommt aus Bankenbern: Mit 1,45 Milliarden Franken Steuergeldern haben wir euch in den 1990ern gerettet, liebe @bekbbcbe. Seit jenen Jahren mit der Dezennium-Finanz und dem SLT-Konkurs in Thun vertraue ich keiner Berner Bank mehr», schreibt ein Twitter-User.
Das Social-Media-Team der Bank antwortet ihm umgehend und zeigt sich zumindest teilweise einsichtig: «Wir sind uns unserer Vergangenheit bewusst. Gerade deshalb ist uns Vertrauen und eine nachhaltige, vorsichtige, verantwortungsbewusste Geschäftspolitik wichtig. Wir spielen weder mit dem Vertrauen unserer Kunden, noch mit jenem unserer Partner oder Mitarbeitenden.»
Der Klein Report möchte daran erinnern: Anfang der 1990er-Jahre musste der Kanton Bern seine Staatsbank mit rund 1,5 Milliarden Franken vor dem Kollaps retten. Im Bauboom der ausgehenden 80er-Jahre hatten Verantwortliche der Berner Kantonalbank der Baubranche sorglos Millionenkredite in dreistelliger Höhe gewährt. Als später die Immobilienblase platzte und die Wirtschaft in eine Rezession schlitterte, summierten sich die faulen Kredite in den Büchern der BEKB auf 6,5 Milliarden Franken – Altlasten, die 1993 in eine Auffanggesellschaft namens Dezennium Finanz AG ausgegliedert wurden.
Zudem pumpte der Kanton Bern über eine Kapitalerhöhung frisches Geld in die Staatsbank, damit sie auf dem Markt handlungsfähig blieb. Von daher sollte man sich in Bern hüten, die Banker in Zürich mit einem frechen Inserat belehren zu wollen.