Der Hintergrund ist getaucht in ein Pastellgelb, einzeln erscheinen bunte und teils skurrile Illustrationen und komplettiert wird das Ganze durch handgeschriebenen und schwer leserlichen Text: Die Rede ist, anders als zu erwarten, vom Jahresbericht 2020 von Ringier, designt vom Künstler Ed Atkins.
«Er wollte für das verrückte Jahr etwas Verrücktes machen. Und das Resultat ist schön und verrückt», kommentiert der Inhaber des Medienunternehmens, Michael Ringier, den Bericht, bei dem Atkins vollständig auf technische Hilfsmittel verzichtet hat.
Alle Diagramme und Infografiken zeichnete er von Hand, so auch sämtliche Texte. «Ich musste beim Lesen die Lupe nehmen, weil er schreibt superklein», gesteht selbst Ringier-CEO Marc Walder bei der Medienkonferenz am Donnerstag.
Beim Blick in den Bericht fällt tatsächlich auf: Er erscheint viel eher als künstlerisches Werk als ein informatives Dokument. Wer daraus schlau werden will, braucht Zeit, Muse und vielleicht auch einige kreative Gedanken und interpretatorische Fähigkeiten.
Ed Atkins ist vor allem für seine digitale Kunst und seine Poesie bekannt. Der Brite, geboren 1982 in Oxford, studierte von 2007 bis 2009 an der Slade School of Fine Art in London und stellte seine Kunst schon rund um den Globus aus. Er erschafft mit digitalen Mitteln eine hyperreale Bildwelt und gilt dafür als Pionier einer ganzen Künstlergeneration.
Längst ist es keine Überraschung mehr, dass die Jahresberichte von Ringier nicht den gewohnten Konventionen entsprechen. Seit 24 Jahren werden die Dokumente in Zusammenarbeit mit renommierten Künstlerinnen oder Künstlern erstellt, die mit Werken in der Sammlung Ringier vertreten sind.
Der Jahresbericht 2019 wurde vom US-amerikanischen Künstler Jordan Wolfson illustriert. Davor waren Künstlerinnen wie Martine Syms und Katja Novitskova verantwortlich.