Das Parlament in Wien wurde prächtig renoviert. Alle freuten sich über die baldige Neueröffnung des Parlaments inklusive Staatsakt am 12. Januar. Doch dann kommt ein Klavier dazwischen.
Ein Flügel, um korrekt zu sein – und zwar kein geringerer als der «Secessionsflügel» aus der «Architecture Series» von Bösendorfer.
Der Parlamentspräsident heisst Wolfgang Sobotka, und wie es in Wien halt so ist, gehört er keinem profanen Beruf wie Anwalt oder Finanzberater an, sondern ist Musiklehrer, Violoncello-Virtuose und Dirigent. Selbstverständlich muss da den wunderbaren Empfangssalon des Parlaments ein ebenso prächtiger Flügel schmücken – nur Kulturbanausen würden sich dagegen wehren.
Und das tun sie auch mit grossem Geschrei: «36’000 Euro» koste der Flügel im Jahr und er sei handvergoldet, mit 23 Karat, schreit die Gratiszeitung heute.at.
Der Klein Report hält es mit dem «Kurier am Sonntag»: Erstens ist Blattgold gar nicht besonders teuer, zweitens stammt der Flügel aus der ursprünglich österreichischen Traditionsmarke Bösendorfer, und drittens gäbe es gar kein Parlamentsgebäude, wenn man damals genauso gerechnet hätte wie heute.
Und viertens schadet Kultur keinem Parlament, im Gegenteil. Statt einen Flügel zu skandalisieren, würde es der österreichischen Politik besser anstehen, endlich mit Filz, Korruption und gefälschten Meinungsumfragen sauber aufzuräumen.
Dann könnte der EU-Mitgliedstaat mit neu renoviertem Parlament auch eine kultivierte Politepoche einleiten.