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Mittwoch
15.06.2016

TV / Radio

Wermuth liest ARD & ZDF Leviten

Wermuth liest ARD & ZDF Leviten

Dieser Schuss hätte auch nach hinten losgehen können. Doch Cédric Wermuth wird für seinen Mut belohnt. Der Aargauer SP-Politiker hat in einem ziemlich deutlichen Brief die Chefredaktion von ARD und ZDF gebeten, ihre Einladungspraxis zu überdenken und nicht ausschliesslich SVP-Nationalrat Roger Köppel in Talkshows wie «Hart, aber fair» oder «Anne Will» einzuladen.

In dem Brief, der dem Klein Report vorliegt, schreibt Wermuth: «Mit der einseitigen, wiederholten und ausschliesslichen Einladung an einen rechtsextremen Politiker zementieren ihre Formate auf zwar vielleicht eine quotenfördernde, aber doch recht billige Art und Weise ein völlig verzerrtes Bild der Schweiz», so Wermuth. «Jedes Mal, so scheint es, wenn sie in Deutschland niemanden finden, der ausreichend menschenverachtend über Muslime, Ausländer oder Flüchtlinge herzieht, muss der Köppel ran.»

In der Tat. Da muss man Wermuth Recht geben, es entsteht im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen der Eindruck, dass Köppels Meinung auch die vorherrschende Meinung der Schweizer Bevölkerung sei. Und wenn man bei unserem nördlichen Nachbarn zu Besuch ist, muss man sich immer wieder Hohn und Spott über die ausländerfeindlichen Schweizer anhören. Dass nur ein Teil der Schweizer Bevölkerung die Schweizerische Volkspartei (SVP) wählt und fremdenfeindlich denkt, geht in den Diskussionen meist unter.

Der Chefredaktor der ARD hat sich via Medien bei Wermuth gemeldet und will den Vorwurf des SP-Politikers nicht im Raum stehen lassen. Er werde auch in Zukunft den «meinungsstarken Publizisten», so bezeichnet Thomas Baumann, Chefredaktor der ARD, den Zürcher Verleger und Politiker Köppel, einladen.

Doch in einem Punkt kommt Baumann Wermuth entgegen, «die Moderatoren und Moderatorinnen der Sendungen sollen in Zukunft darauf hinweisen, dass Köppel nicht die Schweiz repräsentiert.»

Cédric Wermuth freut sich über diesen Teilerfolg. «Ich habe mit meinem Brief eine wichtige Diskussion lanciert und das ist gut so», sagte er gegenüber dem Klein Report. «Die vielen positiven Rückmeldungen, die ich erhalten habe,  zeigen mir, dass ich ein veritables Wespennest gestochen habe. Auch vielen anderen Schweizer und Schweizerinnen ist Köppels rechtsextreme One-Man-Show in Deutschland ein Dorn im Auge.»

Damit die ARD und ZDF in Zukunft nicht mehr nur Köppel einladen, hat Wermuth den Sendeverantwortlichen eine Liste der 246 Schweizer Parlamentarier geschickt. «Ich bin überzeugt, dass die Redaktionen der Talkshows darauf engagierte Redner oder versierte Rednerin finden werden.»

Der Ball liegt nun bei der ARD und ZDF. Apropos ZDF. Der Klein Report hat auch Thomas Bellut, Chefredaktor des ZDF, um ein Statement gebeten. Doch die Pressestelle liess ausrichten: «Zu diesem Thema möchte sich Thomas Bellut nicht äussern.»

Was lernen wir daraus? Keine Antwort ist manchmal auch eine Antwort.