Für ihre Geschichte über einen Zuger Häftling, der sich in seiner Zelle zu Tode hungerte, erhielt «Tages-Anzeiger»-Journalistin Simone Rau am Dienstagabend den Zürcher Journalistenpreis. Rau beschrieb die tragische Geschichte nüchtern und unaufgeregt. «Sie heizt nicht an. Sie erzählt», sagte Laudatorin Susan Boos.
Dass sie damit einen Preis gewann, freute Rau umso mehr. «Das zeigt, dass man auch mit leisen Themen interessanten Journalismus machen kann», sagte sie gegenüber dem Klein Report. Dabei wäre das Potenzial für eine «laute» Geschichte da gewesen.
Das zeigen die vielen Reaktionen, die Rau nach der Publikation erreichten. «Manche Leute kritisierten, der Kanton Zug habe es sich zu einfach gemacht, als er sich auf die Patientenverfügung des Häftlings berief und ihn deshalb nicht zwangsernährte. Andere fanden, der Kanton habe richtig gehandelt. Und eine dritte Gruppe dankte mir, dass ich mich dem Thema überhaupt angenommen hatte», erzählte Rau weiter.
Dass es so weit kam, ist Raus journalistischer Neugier zu verdanken: «Ich wollte mehr über diesen Mann und seine Beweggründe erfahren», sagte sie. Der Fall sei zwar schon kurz in den Medien gewesen. Doch das wer, wo und wann reichte ihr nicht.
Die Recherche sei aufwändig gewesen, habe sich aber gelohnt. Der Preis zeigt auch, dass Rau ihre eigenen Ansprüche an einen guten Artikel erfüllt; ein guter Artikel sei spannend und bleibe beim Leser hängen, schliesst sie sich Rainer Esser von der «Zeit» an, der am Dienstagabend die Festrede hielt.