Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas (91) hat die Annahme eines hoch dotierten Buchpreises aus den Vereinigten Arabischen Emiraten überdacht.
Die politische Verquickung sei ihm nicht klar genug gewesen, teilte er am Sonntag mit. Über seinen Verlag Suhrkamp in Berlin lässt er ausrichten: «Ich habe meine Bereitschaft erklärt, den diesjährigen Sheikh Zayed Book Award anzunehmen. Das war eine falsche Entscheidung, die ich hiermit korrigiere.»
Habermas stört sich an der «sehr engen Verbindung der Institution, die diese Preise in Abu Dhabi vergibt, mit dem dort bestehenden politischen System».
Habermas war Ende der 1950er-Jahre Forschungsassistent bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno («Dialektik der Aufklärung»), wurde von Herbert Marcuse («Der eindimensionale Mensch») beeinflusst und avancierte selbst zu einem der prägenden Gelehrten der Kritischen Theorie und Frankfurter Schule.
In dem Land am Persischen Golf mit rund 10 Millionen Einwohnern haben Beobachter wiederholt schwere Verstösse gegen die Menschenrechte festgestellt. Laut einem Bericht des US-Aussenministeriums von 2020 waren darunter Folter in Gefangenschaft, willkürliche Verhaftungen und Inhaftierungen aus politischen Gründen. Die Meinungsfreiheit ist stark eingeschränkt, die Presse und das Internet werden zensiert. Ministerpräsident Mohammed bin Rashid al-Maktum steht zudem im Verdacht, zwei seiner Töchter entführt zu haben und festzuhalten.