Die Drehbuchautorin Anika Decker darf Einblick nehmen in die Einnahmen von Til Schweigers Kinohits «Kleinohrhasen» und «Zweiohrküken».
Denn das Landgericht Berlin gab nach Angaben vom 27. Oktober in erster Instanz dem Auskunftsbegehren der Autorin gegen die Produktionsfirma und Rechteinhaberin der Filme statt.
Der Streit um die beiden Erfolgsfilme von und mit Til Schweiger geht damit in die nächste Runde. In einem zweiten Schritt will die Drehbuchautorin dann gegebenenfalls «eine angemessene Beteiligung» an den Erlösen der Filme erstreiten.
Wie die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichtet, bekam die Drehbuchautorin Anita Decker für «Kleinohrhasen» ein Honorar von 50‘000 Euro. Die Liebeskomödie war aber 2008 der erfolgreichste deutsche Film und spielte laut Klageschrift allein im Kino 70 Millionen Euro ein. Hinzu kommen DVD-, Streaming- und Pay-TV-Einnahmen in Millionenhöhe.
Die Chancen für die Drehbuchautorin stehen nicht schlecht. Hintergrund der Klage ist der sogenannte Fairnessparagraf im Urheberrecht (§ 32a UrhG). Er sieht eine Nachvergütung vor, wenn die ursprünglich vereinbarte Honorierung und die später erzielten Erträge in auffälligem Missverhältnis stehen. Um diesen Anspruch überhaupt geltend machen zu können, muss die Drehbuchautorin jedoch wissen, wie hoch die Erträge sind.
Das wurde ihr jetzt im Rahmen der Stufenklage um die Offenlegung der Einnahmen der Produktionsfirma Barefoot Films und des Verleihs Warner Bros. durch die verschiedenen Auswertungsbereiche bewilligt.
Die Erfolgsautorin hofft mit dem Urteil auf einen Wandel der Branche: «Ich glaube, dass es eine Signalwirkung hätte, wenn meiner Forderung nach Auskunft über die eingespielten Erlöse stattgegeben wird.» Decker dazu in der Zeitung: «Inzwischen ist mir klar: Das hat System. Ich kenne keine Drehbuchautoren, die mir sagen können, wie viel Geld zwischen den Firmen, die am Film beteiligt sind, geflossen ist.»
Til Schweiger erklärt auf eine Nachfrage der «Bild»: «Das ist ein laufendes Verfahren, zu dem ich mich nicht äussern kann. Ich habe aber vollstes Vertrauen in die deutsche Gerichtsbarkeit.»
Wie der Klein Report im Gerichtsbeschluss nachlesen konnte, ist noch offen, ob die Klägerin Alleinautorin der Drehbücher oder lediglich Mitautorin sei.
Ob Til Schweiger Berufung einlegen wird, ist noch offen. Offen ist aber auch geworden, dass der Star sich künftig wieder voll und ganz auf seine Filme konzentrieren will. Schweiger gibt deshalb seine beiden Restaurants «Barefoot Delis» und «Henry likes Pizza» in Hamburg an seinen Geschäftsführer Michael Ränsch ab. Schweiger will nur noch Lizenzgeber bleiben.
Wie es um das Copyright der Rezepte steht, ist dem Klein Report nicht bekannt. Bekannt ist hingegen, dass Til Schweigers nächster Film «Die Rettung der uns bekannten Welt» heissen wird.