«The unofficial Football» titelt eine neue Kampagne aus der Feder von Leo Burnett. Mit der Aktion will Reporter ohne Grenzen (ROG) die Fussball-WM als Hebel nutzen, um den Journalisten in Russland mehr Luft zu verschaffen. Nervös beäugen die russischen Behörden die ausländischen Journalisten.
Auf dem inoffiziellen WM-Ball prangen verpixelte Bilder, die sich über einen eingenähten Chip entpixelt lassen. So werden Informationen sichtbar über Zensur, verfolgte Journalisten und über den Kampf der russischen Regierung gegen das freie Chatten im Web. Ins Spiel gebracht haben die Initianten ihren kritischen Fussball am Dienstagmittag vor der russischen Botschaft in Berlin.
«Der Ball liegt jetzt bei der russischen Regierung», sagten die Vertreter bei der Präsentation. Als WM-Gastgeber habe sich das Land unter Wladimir Putin dazu verpflichtet, die Pressefreiheit zu achten. Fifa und der Deutsche Fussball-Bund (DFB) müssten in Moskau Druck machen. «ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt muss sicher nach Russland einreisen und ungehindert dort recherchieren können.»
Ende Mai hatte die Fifa ein Beschwerdeprozedere für Journalisten eingerichtet: Online und anonym können sie Verstösse gegen die Fifa-Statuten und ihre Fifa-Menschenrechtspolitik melden. Bei der Lancierung hatte der Fussballdachverband auch die «Freiheit der Presse» genannt als Messlatte, an der sich der WM-Gastgeber messen lassen muss.
Wie nervös die russischen Behörden die ausländischen Journalisten beäugen, berichtete eine BBC-Reporterin Anfang Juni. Bei Recherchen des britischen Senders in Nischni Nowgorod - einem der WM-Austragungsorte - sei ihr Team pausenlos beobachtet worden, sagt sie in dem BBC-Online-Video. «Ein bis drei Autos» wären ihnen auf den Recherchetouren durch die Stadt auf Schritt und Tritt gefolgt.
Mindestens sieben Journalisten und Blogger sitzen laut ROG wegen ihrer kritischer Texte zurzeit hinter Gittern. Seit Wladimir Putin im Jahr 2000 seine erste Amtszeit antrat, sind mindestens 34 Reporter wegen ihrer Arbeit getötet worden.
Seit den Massenprotesten 2011 und 2012 hat der Kreml mehrere Gesetze erlassen, die die Meinungsfreiheit im Internet einschränken. Jüngstes Beispiel: Im April ist der Messenger-Dienst Telegram verboten worden.